Essen. In den Pflegeheimen in NRW ist das personal massiv belastet. Unterstützung in der Pandemie erhalten sie nun von Hilfsorganisationen.

Dominik Kriege hat nicht lange gezögert. „Ich finde, gerade gibt es kaum was Besseres, das wir vor Ort tun können.“ Spontan hat sich der 38-Jährige ehrenamtliche Geschäftsführer der Malteser in Essen freiwillig gemeldet, um ausgerechnet an Weihnachten in einem Pflegeheim auszuhelfen.

Gemeinsam mit Kollegen soll er Feiertagsbesucher per Corona-Schnelltest auf eine Infektion überprüfen – und so Heimbewohnern mitten in der Pandemie den Kontakt zur Familie ermöglichen.

Auch eine Sache des Herzens, findet Kriege: „Weihnachten ist das Fest der Familie und für viele Menschen in den Pflegeheimen könnte es das letzte Weihnachtsfest sein, das sie erleben.“

Minister garantiert Besuche in den Pflegeheimen 

Überall in NRW sind Hilfsorganisationen an den Feiertagen in Pflegeheimen im Einsatz. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte trotz der hohen Infektionszahlen in der Corona-Pandemie jüngst eine Besuchsgarantie auch über Weihnachten zugesagt und damit viel Kritik der Heimbetreiber auf sich gezogen.

Das Personal sei vollkommen überlastet und könne kaum auch noch die erwartbar vielen Feiertagsbesucher zum Schutz der Bewohner auf eine Virus-Infektion testen, hieß es.

Laumann hat einen möglichst unkomplizierten Weg gesucht, den Heimen ehrenamtliche Helfer an die Seite zu stellen. Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser und Arbeiter-Samariter-Bund haben trotz des kurzen Vorlaufs von nur einer Woche zugesagt, zwischen dem 23. Dezember und 2. Januar zu unterstützen. 

Hilfsanfragen übersteigen das Angebot der Ehrenamtlichen 

Wie viele Freiwillige im Einsatz sein werden, ist noch nicht klar. Aber schon jetzt übersteige die Nachfrage das Angebot der Helfer, wie ein Sprecher der Malteser in NRW deutlich macht. „Meldungen der Heime laufen noch, flächendeckend helfen können wir aber nicht.“

Das Engagement ist groß: Bis Mittwochnachmittag hatten sich allein bei den Maltesern knapp 500 Helfer gemeldet, die in rund 100 Einrichtungen testen können. Sie müssen zumindest über eine sanitätsdienstliche Grundausbildung verfügen.

Die Hilfe werde dezentral in den Städten und Kreisen organisiert. In Essen etwa sind Dominik Kriege und seine Kollegen bis zum 6. Januar jeden Tag bis zu vier Stunden mindestens als Zweierteam in einem Pflegeheim im Einsatz, dem sie ihre Hilfe angeboten haben. Kriege selbst hat den zweiten Weihnachtstag übernommen. 

Helfer innerhalb kürzester Zeit aktiviert: Alarmrufe sind eingespielt 

Beim Roten Kreuz in Gelsenkirchen haben sich innerhalb kürzester Zeit rund 40 Ehrenamtliche gefunden, die an den Weihnachtsfeiertagen in drei Heimen beim Testen helfen wollen. "Wir wollen unseren Beitrag bei der Aktion leisten", sagt DRK-Chef Johannes Heinrich.

Er gesteht rundheraus aber auch zu, dass viel mehr als diese drei Einsatzorte in der Stadt kaum abzudecken wären. "Ich bin froh, dass wir nicht mehr Anfragen erhalten haben. Bei drei oder vier weiteren wäre es knapp geworden."

Dass das DRK überhaupt so schnell Helfer organisieren konnte, ist den jahrelang eingespielten Wegen zu verdanken: "Wir haben 400 Ehrenamtliche in der Stadt, die vor allem im Katastrophenschutz tätig sind. Da sind die Alarmrufe eingespielt."

Minister spricht von einem Signal der Solidarität

Finanziert wird die Unterstützungsaktion durch das Land NRW. Gesundheitsminister Laumann nannte den Einsatz der Helfer am Mittwoch ein großes Signal der Solidarität gegenüber den Betroffenen.

"Besuchsverbote sorgen für soziale Isolierung von Personengruppen, die im hohen Alter ganz besonders auf soziale Kontakte angewiesen sind", so Laumann. "Daher unterstützen wir die Pflegeeinrichtungen gemeinsam mit den Hilfsorganisationen über die Feiertage. Ich danke allen Beteiligten für ihre Einsatzbereitschaft.“

In Duisburg gibt es unterdessen Ärger um das dortige Schnelltestverfahren. Die Stadt Duisburg hatte kurzfristig elf Schnelltest-Stationen vor den Eingängen der Pflegeeinrichtungen errichten lassen. Betrieben werden sie von ehrenamtlichen Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz. Die freiwilligen Helfer kritisieren, dass dies keine Arbeit für den Katastrophenschutz sei, zumal für den regulären Betrieb der Test-Stationen Landesmittel zur Verfügung gestanden hätten.