Essen. „Stoppen Sie die Maske beim Atmen sehr schwierig ist“: Wie der Beipackzettel eine Kundin aus Bochum zum Rotstift greifen lässt.

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"Bitte speichem Sie den Beatmungsgerät in einem Temperaturbereich von -20 im Bereich von -20 176 C bis 25 im Bereich von 176 C und einer elativen Luftfeuchtigkeit von weniger als 80 Prozent." Nichts verstanden? Nun, so erging es auch einer 63-Jährigen aus Bochum.

Sie gehört zu den rund 27 Millionen Menschen über 60 Jahre, die nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seit dem 15. Dezember Gratis-Schutzmasken in der Corona-Pandemie erhalten sollen. Die Gebrauchsanweisung, die die Bochumerin in ihrer Apotheke zu den drei sogenannten FFP2-Masken erhalten hat, warf bei ihr allerdings Fragen auf.

Leserin ärgert sich: Übersetzte Anleitung zum Teil missverständlich

Denn das einseitige Papier ist offenbar nur notdürftig mit einem Sprachprogramm ins Deutsche übersetzt worden. Satzbau und Wortwahl stimmen nicht: „Stoppen Sie die Maske beim Atmen sehr schwierig ist und ändern Sie eine neue.“

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Was manchmal komisch klingt, mache die Beschreibung an anderer Stelle völlig unverständlich, ärgert sich die 63-Jährigen so sehr, dass sie zum Rotstift greift. „Wie kann es sein, dass niemand solch einen Zettel anzusehen scheint, bevor er großflächig in der Öffentlichkeit verteilt wird?“

Apothekensprecherin bittet um Verständnis: Nicht jeder Zettel zu kontrollieren

Eine Sprecherin des Apothekenverbandes Westfalen-Lippe bittet um Verständnis: „Die Situation insgesamt hat die Apotheken überrollt“, sagt sie. Sie mussten innerhalb kürzester Zeit über 80 Millionen Masken bestellen. Die Qualität der Ware haben sie sich vom Anbieter ausdrücklich bestätigen lassen, so die Sprecherin. "Das kann bei einem Volumen von bis zu 3000 abzugebenden Masken pro Tag nicht im Einzelfall kontrolliert werden, sonst hätten wir lange Schlangen vor den Apotheken."

Sie verweist auf die verschiedenen Informationsquellen zum Maskengebrauch: „Die Apotheker vor Ort beraten, es gibt Plakate und auch auf der schlecht übersetzten Gebrauchsanweisung finden sich Piktogramme.“

Kunden drohen Apothekern offenbar sogar

Die Sprecherin beschreibt einen hohen Druck, der um die Verteilaktion aufgebaut worden sei. Die Ankündigung, es gebe Gratis-Schutzmasken in den Apotheken, habe bereits seit Anfang Dezember für sehr viele Kundenanfragen gesorgt. Die eigentliche Rechtsverordnung des Bundes sei nachmittags an dem Tag in Kraft getreten, an dem Kunden mit offenbar hohem Schutzbedürfnis schon morgens in die Apotheker kamen.

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Es sei zu Lieferengpässen gekommen. Nicht alle hatten dafür Verständnis. In einem Fall habe es sogar geheißen: „Bis Dienstag legst du mir neun Masken raus, sonst lernst du mich kennen.“

Coupons für weitere Masken sind fälschungssicher und personalisiert

Nach dem Willen den Bundesgesundheitsminister Spahn sollen Menschen über 60 im neuen Jahr weitere zwölf besonders sichere FFP2-Masken in den Apotheken erhalten, um sich gegen das Corona-Virus zu schützen. Anders als bei den ersten drei Gratis-Masken, für die man nur einen Personalausweis vorlegen musste, erhalten Berechtigte dazu aber Coupons.

Gedruckt werden diese fälschungssicheren und personalisierten Berechtigungsscheine von der Bundesdruckerei, verschickt über die Kassen. Der Zeitplan dazu wird von Fachleuten als bestenfalls sportlich beschrieben.

AOK: Aufwand für die Krankenkassen ist enorm

Die AOK Rheinland/Hamburg geht davon aus, dass der Versand ab Januar erfolgen kann. Jedem Brief seien zwei Berechtigungsscheine beigelegt, die in der Apotheke gegen je sechs Schutzmasken eingelöst werden können. Berechtigte müssen zwei Euro Eigenanteil je Abholung zahlen. Die Berechtigungsscheine haben eine unterschiedliche Gültigkeit für zwei verschiedene Zeiträume.

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Der Aufwand der Verteilaktion sei enorm, heißt es von der AOK, die in NRW über drei Millionen Menschen versichert. "Aber wir begrüßen die Entscheidung der Bundesregierung ausdrücklich. Es ist wichtig, gerade solche Menschen besonders zu schützen, die in der Corona-Pandemie einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf ausgesetzt sind."