Düsseldorf. Wochenlang war der NRW-Ministerpräsident der einsame “Lockdown-Lockerer“. Jetzt, wo die Debatte sich spürbar dreht, gibt er sich zurückhaltend.

Für Montagabend hat Armin Laschet einen „Sondertermin“ bei seinem Friseur vereinbart. Und ein paar Tage am Bodensee in den Sommerferien will der NRW-Ministerpräsident auch noch nicht abschreiben. Ob es schnell mehr wird an „verantwortungsvoller Normalität“, die er seit Wochen einfordert, entscheidet jedoch am Mittwoch die nächste Ministerpräsidenten-Schaltkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Als Laschet am Montagmittag zum Gespräch mit WDR2-Hörern ins Funkhaus nach Köln kommt, liegen schwierige Tage hinter ihm. Seine rabiate Virologen-Schelte in der Talksendung „Anne Will“, das anhaltende Kommunikationschaos mit seiner Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), dazu die wenig schmeichelhafte Analysen in Medien über sein angeblich fehlendes „Kanzler-Format“.

„Ich bin tief davon überzeugt, dass wir durch den Lockdown auch Schäden anrichten"

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Doch Laschet wirkt unbeirrt. Selbst wenn der rigide Corona-Kurs der Kanzlerin derzeit populär ist, betont er im WDR erneut: „Ich bin tief davon überzeugt, dass wir durch den Lockdown auch Schäden anrichten.“ Soziale und wirtschaftliche Folgen der Kontaktverbote will er besser gegen die Ansteckungsgefahr abgewogen sehen. Es war über Wochen eine ziemliche einsame Position.

Inzwischen aber ziehen andere Ministerpräsident nach und bisweilen mit Alleingängen sogar an Laschet vorbei. Niedersachsen verkündete am Montag, die Gastronomie zu öffnen. Sachsen-Anhalt gestattet bereits Treffen mit fünf Personen. Laschets Koalitionspartner FDP rebelliert mittlerweile offen gegen die Dekrete aus dem Kanzleramt. Und selbst der eiserne CSU-Gegenspieler Markus Söder fordert plötzlich die Virologen auf, endlich nachvollziehbare Kriterien für Lockerungen zu liefern.

Deutschlands Grenzen zu Frankreich sollen ab Mitte Mai wieder öffnen

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Im WDR-Hörergespräch gibt sich der NRW-Regierungschef zurückhaltend. Auf eine Frage nach Jugendfreizeiten mit Bussen in den Sommerferien sagt er bedauernd: „Ich kann es heute nicht voraussagen, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher geringer als groß.“ Deutschlands Grenzen zu Frankreich will er ab Mitte Mai wieder geöffnet sehen. Mit den Niederlanden werde sich NRW für die Urlaubszeit eng abstimmen.

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Sollte es zu einer zweiten Infektionswelle kommen, erwartet Laschet ein nur noch regionales Interventionsprogramm, „wenn in einem Landkreis die Zahlen noch mal aus dem Ruder laufen“. Bloß nicht erneut das ganze Land lahm legen. Bei der Wiederaufnahme der Kita-Betreuung im größeren Stil ist er für Mittwoch „zuversichtlich, dass wir zu einem Ergebnis kommen“. Ebenso beim Schulbetrieb. Eine Verkürzung der Sommerferien lehnt er ab. Den Neustart der Fußball-Bundesliga noch im Mai hält er für realistisch. Die Corona-Fälle beim 1.FC Köln und anderswo hätten doch gezeigt, dass die zugesagten Trainingstests funktionierten. Auch der Breitensport im Freien soll zumindest in Einzeldisziplinen ab Mittwoch eine Perspektive bekommen. Wann genau geht es los? Laschet windet sich: „Das Problem ist immer, wenn ich jetzt ein Datum nenne, heißt es wieder: Er prescht vor.“