Essen. Drei Corona-Fälle beim 1. FC Köln erschweren dem Fußball den erhofften Neustart. Weil die Kritiker jetzt noch mehr Gehör finden. Ein Kommentar.
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder am Donnerstag zusammenkamen, vertagten sie eine Entscheidung über die Fußball-Bundesliga. Zeitgleich vernahmen Vertreter der Liga Signale, die darauf hindeuteten, dass die Politik bei der nächsten Gipfelkonferenz am 6. Mai die Wiederaufnahme der Saison genehmigen werde.
Und nun das. Drei Corona-Fälle beim 1. FC Köln, zwei Spieler, ein Physiotherapeut. Diese Nachricht vom Freitagabend hat die Lage kaum verändert – die Stimmung aber erheblich. Das Konzept der Deutschen Fußball-Liga sieht frühe Tests vor dem Start des Mannschaftstrainings vor. Und nur drei Infizierte bei fast 2000 getesteten Personen sind eher ein Beleg dafür, dass das Hygienekonzept greift. Außerdem war es das Gesundheitsamt der Stadt, das unter Berücksichtigung des Infektionsschutzgesetzes Quarantäne für die drei Betroffenen anordnete und nicht für die gesamte Mannschaft.
Jetzt schlägt die Stunde der Kritiker
Doch wie auch immer der Fußball jetzt argumentiert: Der Eindruck, dass er eine Sonderrolle beansprucht, ist längst in der Welt und wird gerade durch einige Lautsprecher mit Schaum vor dem Mund verstärkt. Denn natürlich schlägt jetzt die Stunde der Systemkritiker, der Besserwisser, der Populisten. Den Ärzten fehlt Schutzkleidung, die Kneipen bleiben geschlossen - worüber auch immer geklagt wird: Nur selten fehlt der Querverweis auf Privilegien der Bundesliga, und gerne wird vermischt, was nicht zusammengehört.
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Vermutlich werden nicht wenige Menschen, die bei ihrer Meinungsbildung auf der Kippe standen, nun auch dafür plädieren, dass die Fußballsaison für beendet erklärt werden sollte. Der Zeitpunkt der drei positiven Corona-Tests zwischen zwei Videokonferenzen der politischen Entscheidungsträger konnte aus Sicht des Fußballs unglücklicher nicht sein.
Bundesliga wird vieles ändern müssen
Selbst Tim Meyer, der Arzt der Nationalmannschaft und Leiter der medizinischen Taskforce der DFL, gibt ja offen zu: „Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann das System ins Wanken geraten.“ Natürlich kann es keine hundertprozentige Sicherheit geben, wir alle können doch auch noch nicht wissen, welche Auswirkungen Öffnungen von Geschäften, Friseursalons und Schulen haben werden.
Dies ist kein Plädoyer für die Fortsetzung des Spielbetriebs. Sondern eines für Vernunft und Zurückhaltung. Weil eine Branche verzweifelt um ihren Erhalt kämpft, ist sie nicht gleich eine Gefahr für die Gesellschaft. Die Bundesliga muss sich allerdings zwingend fragen, warum gerade sie in Zeiten, in denen vor Möbelhäusern lange Schlangen mit maskenlosen Menschen ohne An- und Abstand geduldet werden, so viel Abneigung auf sich zieht. Sie ist zu einem Symbol geworden: für Maßlosigkeit und Misswirtschaft. Sie wird vieles ändern müssen. Falls sie sich vorher retten darf.