Düsseldorf. Trotz des Protests vieler Verbände und der Opposition schickt NRW die ersten Schüler wieder in die Schulen. Hier die wichtigsten Infos zum Thema.
Der Streit über den Neustart an den Schulen in NRW eskalierte zuletzt. Dennoch beginnt am Donnerstag für bis zu 250.000 Schüler der Unterricht. Die Landesregierung glaubt, dass das unter sicheren Bedingungen möglich ist.
Warum beginnt jetzt der Unterricht?
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, der Schulstart sei „ein Signal in Richtung Normalität“ und ermögliche es den Schülern, Abschlüsse zu erwerben, die anerkannt werden. Fair und gerecht sei das. NRW gehe außerdem mit dem um drei Wochen verschobenen Abitur „deutlich behutsamer“ vor als Berlin, Brandenburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Sachsen. Diese Länder schicken ihre Abiturienten jetzt schon in Prüfungen.
Grüne und SPD halten den „einseitig auf Prüfungen fixierten“ Schulbeginn für zu riskant und für ungerecht gegenüber anderen Jahrgängen, die dadurch länger auf den Unterrichtsbeginn warten müssten. Die Länder hätten sich darauf geeinigt, auch ein „Durchschnittsabitur“ ohne Prüfungen gegenseitig anzuerkennen. Außerdem sei die Vorbereitungszeit der Schulen mit drei Tagen zu kurz gewesen, der Infektionsschutz womöglich nicht überall ausreichend.
Was geschieht jetzt in den Schulen?
Am Donnerstag gehen Schüler in die Schulen, die jetzt vor Prüfungen stehen: Abiturienten dürfen sich auch zu Hause aufs Abi vorbereiten, alle anderen müssen in den Unterricht: die Abschlussklassen der Sekundarstufe 1 (Zehntklässler) mit einer sechsjährigen Sekundarstufe; die Abschlussklassen aller Bildungsgänge an Berufskollegs; die Abschlussklassen an Förderschulen. An manchen Berufskollegs werden mehr als 1000 Schüler erwartet.
Gibt es genügend Lehrkräfte?
Schul-Staatssekretär Mathias Richter (FDP) sagte, je nach Standort stünden zwischen 65 und 90 Prozent der Lehrer zur Verfügung. Weil aber zunächst nur etwa zehn Prozent der Schüler in den Unterricht gehen, sei die Situation „stabil“.
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Reicht der Hygieneschutz?
Das muss die Praxis zeigen. Die Landesregierung sagt, sie folge einem Hygiene-Gutachten von Experten auf der Grundlage der Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes. Dazu gehören in den Schulen ein Mindestabstand von 1,50 Meter, feste Sitzplätze, Händehygiene und die gründliche Reinigung von Flächen.
SPD und Grüne vermissen eine „systematische Vorbereitung“ der Schulen auch bei der Hygiene. Die Verantwortung werde auf Kommunen und Schulleitungen abgewälzt. Schnelligkeit gehe vor Gründlichkeit.
Welche Regeln gelten in Schulbussen?
NRW hat am Mittwoch erklärt, wie die Hygieneregeln beim Schülertransport aussehen. Die Schüler werden gebeten, in Bus und Bahn Masken zu tragen, an Haltestellen auf Abstand zu gehen, andere Kinder nicht zu berühren, Gespräche zu vermeiden und möglichst zwischen zwei Personen einen Sitzplatz frei zu lassen. Wenn es nicht nötig ist, Bus und Bahn zu nutzen, sollte darauf verzichtet werden.
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Die Opposition bezweifelt, dass an engen Haltestellen auf Abstand geachtet werden kann. Der Transport sei nicht überall in vollem Umfang möglich. Es erscheint Grünen und SPD auch unlogisch, Kindern zum Maskentragen im Bus anzuhalten, nicht aber in den Schulen.
Wie diskutiert die Landespolitik?
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Mit zum Teil heftigen Vorwürfen. Dass die Grünen Bedenken von Schülern gegen die Schulöffnung auf ihre Homepage stellen, ist aus der Sicht von Alexander Brockmeier (FDP) „unverantwortlich“. Die Grünen verbreiteten „Fake-News“ und machten Stimmung. Frank Rock (CDU) ging die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer sogar persönlich an. Sie sei „anmaßend, beleidigend und besserwissend“. Beer nannte die Vorwürfe „Quatsch“. SPD-Schulexperte Jochen Ott warf Regierung und Regierungsfraktionen vor, sie werteten Kritik an ihrer Arbeit als „Majestätsbeleidigung“.
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Was sagen Fachverbände?
Lehrer-, Eltern- und Schülerverbände kritisieren die Schulöffnung. Der Philologen-Verband NRW erklärte am Mittwoch, eine sichere und risikofreie Wiedereröffnung der Gymnasien sei noch nicht gesichert. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fragte erneut, warum den Schulen nicht mehr Zeit für die Vorbereitung gegeben wurde.