Düsseldorf. NRW öffnet am 23. April trotz scharfer Kritik die Schulen. Es wird für mehr Schüler ernst als gedacht. Jetzt ist sogar von Boykott die Rede.
An Nordrhein-Westfalens Schulen werden ab Donnerstag insgesamt rund 250.000 Schüler zurück im Unterricht erwartet. Das verlautete am Montag aus Kreisen der Landesregierung. Bislang war von 148.000 Prüflingen die Rede, die größtenteils freiwillig beschult werden können. Auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich in diese Richtung geäußert.
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Tatsächlich können die meisten der rund 90.000 Abiturienten in NRW selbst entscheiden, ob sie sich in der Schule auf ihre Prüfungen vorbereiten wollen. Die meisten haben die Vorleistungen für die finalen Klausuren bereits erbracht. Für Abiturienten mit noch ausstehenden Vorklausuren ist der Schulbesuch ab Donnerstag dagegen Pflicht. Die etwa 50.000 Schüler, die eine Prüfung zur mittleren Reife (ZP 10) ablegen, müssen ebenfalls zum Unterricht erscheinen, da ihnen noch Lernstoff für ihre Abschlussklausuren fehlt. Priorität habe dabei zunächst der Unterricht in den Kernfächern, hieß es.
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Die größte Gruppe, die nach fünf Wochen „Corona-Ferien“ vorzeitig zurück in die Schulen muss, sind die 200.000 Auszubildenden mit anstehenden Abschlussprüfungen an den Berufskollegs. Da nicht alle von ihnen eine Vollzeit-Schulausbildung absolvieren, sollen die Schulleiter der Berufskollegs die Lerngruppen möglichst zeitlich staffeln. Die Bezirksregierungen hätten eine Priorisierung vorgeschlagen, damit in Klassenräumen die Abstandsregeln eingehalten werden können.
Zehn Prozent der NRW-Lehrer sind altersmäßig in der Risikogruppe
Insgesamt wird die Schulöffnung ab Donnerstag in der Landesregierung trotz harscher Kritik weiterhin als machbar eingestuft. Nur etwa zehn Prozent der 2,5 Millionen NRW-Schüler würden zunächst an etwa 3000 Schulen unterrichtet. Die rund 3000 Grundschulen bleiben noch bis 4. Mai - bis auf eine Notbetreuung im offenen Ganztag - komplett geschlossen.
Von den insgesamt 188.000 Lehrern in NRW fallen etwa zehn Prozent in die Risikogruppe der Über-60-Jährigen. Pädagogen mit Vorerkrankungen oder Schwangere können sich freistellen lassen. Bei Hygienemaßnahmen und Raumkonzepten für einen funktionierenden Infektionsschutz sieht das Land weiterhin die Kommunen als Schulträger in der Pflicht. Die Kommunalen Spitzenverbände hatten den Schulstart am Donnerstag als verfrüht kritisiert.
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Die NRW-Grünen kritisieren weiter massiv die aus ihrer Sicht „übereilte Schulöffnung“ in NRW, rufen aber nicht zu einem Schulboykott auf. „Es wäre falsch, zum Boykott aufzurufen. Wir sind nicht Teil dieser Bewegung“, sagte NRW-Grünen-Landeschef Felix Banaszak am Montag. Seine Partei werde aber politisch gegen die umstrittene Krisen-Schulpolitik der schwarz-gelben Landesregierung vorgehen. Die Grünen rechnen mit vielen Klagen von betroffenen Eltern und Schülern gegen den Neustart des Unterrichts ab Donnerstag. Bislang ist dem Schulministerium aber offenbar noch keine Klage gegen das Wiedereinsetzen der Schulpflicht bekannt.