Düsseldorf. Eine Öffnung schon am Donnerstag, 23. April, ist kaum zu schaffen, heißt es. Ärger um Ungleichbehandlung von Zehntklässlern und Abiturienten.

Die Kritik am für Donnerstag geplanten Schulstart in NRW hat am Wochenende Fahrt aufgenommen. Der Städtetag NRW dringt darauf, den Öffnungstermin auf den 27. April zu verschieben, weil Zeit für die Vorbereitung fehle. „Bereits ab dem 23. April zu starten, stellt die kommunalen Schulträger vor erhebliche Probleme“, warnte der Städtetags-Vorsitzende und Hammer Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU).

Für Aufregung sorgte auch die Entscheidung des Landes, dass Zehntklässler und Abschluss-Schüler an Berufskollegs ab Donnerstag wieder in die Schulen müssen, Abiturienten sich aber auf Wunsch zu Hause auf die Prüfungen vorbereiten dürfen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte am Donnerstag gesagt, der Schulbesuch und die Vorbereitung auf die Abschlüsse seien für „Prüflinge“ freiwillig. Damit waren aber offenbar nur Abiturienten gemeint.

"Verwirrung" im Ruhrgebiet über den Schulstart

Städte wie Gelsenkirchen warfen der Regierung daraufhin vor, „Verwirrung“ zu stiften. Dies erschwere die Vorbereitung auf den Schulstart. „Es macht schon einen großen Unterschied, ob am Donnerstag in Gelsenkirchen rund 800 Schüler in die Schulen zurückkehren oder rund 2900“, sagte ein Sprecher der Stadt Gelsenkirchen.

NRW hatte am Wochenende über die Details zur Wiedereröffnung der Schulen informiert. Die Lerngruppen sollen kleiner sein als sonst üblich, ein Mindestabstand von 1.50 Meter müsse eingehalten werden können. Schüler und Lehrer mit Corona-Symptomen oder Vorerkrankungen werden vom Unterricht und Prüfungen in den Schulen ausgeschlossen.

Land spricht von "behutsamem Wiedereinstieg"

Schul-Staatssekretär Mathias Richter sprach in in der Info-Mail an die Schulen von einem „behutsamen Wiedereinstieg in den Schulbetrieb“. Er hatte wiederholt versichert, dass die Hygiene- und Infektionsschutzvorschriften einen sicheren Schulbetrieb gewährleisteten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW, viele andere Verbände sowie Grüne und SPD protestierten energisch. GEW-Landeschefin Maike Finnern beklagte „ministerielles Wunschdenken“ bei der Schulöffnung. Die Regierung ignoriere sämtliche Warnungen von Experten. An einigen Berufskollegs müssten nun „mehr als 1000 Schüler unterrichtet werden“.

Grüne: "Einseitige Fixierung auf Prüfungen"

Der Grünen-Landesvorsitzende Felix Banaszak und die Schulexpertin der Grünen, Sigrid Beer, waren der Landesregierung eine einseitige Fixierung auf die Prüfungen vor. Dies gehe "völlig am pädagogisch Notwendigen vorbei".

Über soziale Netzwerke machten viele Bürger ihrem Ärger über die Pläne des Landes Luft, zum Beispiel bei Twitter unter dem Hashtag #SchulboykottNRW. In einem offenen Brief erklärten Schüler von 21 Schulen im Ruhrgebiet, sie fühlten sich „von der Politik allein gelassen“. Die Prüfungen bedeuteten Stress, Unsicherheiten und Gesundheitsgefahren.

Eltern kritisieren "Scheinprüfungen" in den 10. Klassen

Der Chef der Landeseltern der integrierten Schulen (LEiS NRW), Ralf Radke, kritisierfte, dass die Abschlüsse des 10. Jahrgangs in diesem Jahr keine Zentralen Prüfungen mehr sein sollen, sondern als Klassenarbeit von Fachlehrern gestellt werden. Damit gebe es für die Zehntklässler nur „Scheinprüfungen“. Und bei den Abiturienten seien ordnungsgemäße Prüfungen „nicht vorstellbar“.