Gelsenkirchen. Gesundheitsminister Laumann will mehr Willkommenskultur. Sonntags AfD wählen, montags von ausländischen Pflegern betreut werden - das passe nicht
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) glaubt nicht, dass die Personalnot in der Pflege bezwingbar ist. „Die Personalfrage wird sich nicht lösen“, sagte der Minister am Freitag (7.2.) bei einer Diskussionsveranstaltung mit Vertretern der Arbeitgeber-Initiative „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ in Gelsenkirchen.
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Da es jährlich zwei bis drei Prozent mehr Pflegebedürftige in NRW geben werde, brauche man jedes Jahr 2000 bis 3000 zusätzliche Pfleger. „So viele Fachkräfte wird es nicht geben“, sagte Laumann. Allein um die aktuelle Personalsituationen aufrechtzuerhalten, seien verschiedene Maßnahmen nötig, unter anderem eine verbindliche Ausbildungsgarantie. „Die Wahrheit ist: In NRW lassen wir immer noch nicht alle in die Pflegeschulen, die es wollen“, so Laumann.
Personalnot durch Bürokratisierung
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Für einen weiteren wichtigen Punkt hält der Minister eine „Willkommenskultur“ gegenüber zugewanderten Pflegekräften. „Wir Deutschen haben keinen Grund uns aufzuregen, wenn einige fremde Menschen in unser Land kommen.“ Sonntags AfD wählen und montags erwarten, von einer ausländischen Pflegekraft gewaschen zu werden – das passe nicht zusammen. „Wir müssen ein weltoffenes Land bleiben.“
Als einen dritten entscheidenden Faktor führte Laumann die Förderung der einjährigen Pflegeassistenten-Ausbildung an, deren Absolventen für die Alltagsbetreuung von Bedürftigen qualifiziert werden.
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Ina Bruns, Geschäftsführerin der Evangelischen Sozialstationen in Duisburg und Mitglied der „Ruhrgebietskonferenz Pflege“, hält den Bürokratie-Abbau für den zentralen Punkt bei der personellen Belastung. „Es gibt zig verschiedene Abrechnungsmethoden“, ärgerte sich Bruns, die von den Krankenkassen forderte, sich auf ein einheitliches System zu einigen. „Wenn ein Pflegedienst jede Leistung gleich abrechnen könnte, würde das enorm viel Personal einsparen.“ Laumann zeigte sich zuversichtlich, dass die Digitalisierung hier entschiedene Verbesserung herbeiführen wird.
Pflegeunternehmer warnen vor „Turbokapitalismus“
Aufgrund der demographischen Herausforderungen in Deutschland rechnet Laumann „ganz sicher“ damit, dass die Pflegeversicherungsbeiträge kontinuierlich erhöht werden müssen. Auch die Lohnsteigerungen in der Pflege würden hierzu beitragen. Mit Blick auf geldliche Anreize warnte die „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ vor „Turbokapitalismus“ unter den Sozialunternehmen. Mittlerweile würden sogar Wohlfahrtsverbände hohe Prämien für die gelungene Vermittlung von Führungskräften zahlen. Auch Lockmittel wie Luxusautos existierten längst. “Dieser Prämienwahnsinn muss aufhören“, fordert Ulrich Christofczik, Sprecher der Initiative.
Die „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ wurde Ende 2018 als trägerübergreifender Zusammenschluss aus 40 Pflegeunternehmen ins Leben gerufen, um das Image der Pflege im Ruhrgebiet und deren Rahmenbedingungen zu verbessern. Den Namen hat die als Arbeitgeber-Initiative gewählt, um ihre Unzufriedenheit über die von der Landesregierung ausgerufene Ruhrkonferenz Pflege auszudrücken