Gelsenkirchen. . Schlecht bezahlt und überarbeitet: Die Pflege hat keinen guten Ruf. 30 Träger wollen das ändern. Sie gründen eine eigene „Ruhrgebietskonferenz“.

Sie sind Konkurrenten und doch rücken sie nun näher zueinander: 30 private, konfessionelle und gemeinnützige Unternehmen vorrangig aus der Altenpflege haben sich am Freitag in Gelsenkirchen zu einer Initiative zusammengeschlossen. Man wolle sich vernetzen, sich für einheitliche Standards bei Planungen und Genehmigungen in der Region einsetzen und das Image der Pflege aufpolieren, hieß es von den Beteiligten.

„Wir müssen aufhören mit dem Prinzip ,Teile und Herrsche’“, sagte Ulrich Christofczik vom Evangelischen Christophoruswerk in Duisburg. „Wir sind Konkurrenten, aber wir haben auch das gemeinsame übergreifende Interesse, die Pflege im Ruhrgebiet voranzubringen und Lösungen gegen den Fachkräftemangel zu finden.“

Kritik an der Ruhrkonferenz

Mit über 15.000 Mitarbeitern vertreten die 30 Träger – darunter die Awo Westliches Westfalen – etwa ein Sechstel der Pflegeunternehmen im Ruhrgebiet. Die Initiative „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ soll weiter wachsen und auch Trägern der Kranken- und Altenpflege offen stehen. Anlass der Gründung war die „Ruhrkonferenz“ der Landesregierung, bei der sich die Träger nicht ausreichend vertreten sehen. „Es wird zu oft über Pflege gesprochen statt mit der Pflege zu sprechen“, sagt Claudius Hasenau von den Ambulanten Pflegediensten Gelsenkirchen.

Ulrich Christofczik vom Evangelischen Christopheruswerk in Duisburg.
Ulrich Christofczik vom Evangelischen Christopheruswerk in Duisburg. © Socrates Tassos

Ein Ziel der Initiative sei es, sich als regionale Stimme gegenüber den Städten zu positionieren. „Wir erleben von Stadt zu Stadt unterschiedlichste Vorgaben, die wir Pflegeunternehmen zu erfüllen haben“, sagte Silke Gerling vom Diakoniewerk Essen. „Da variieren Sprachlevel, die ausländische Fachkräfte zu erfüllen haben, auch Pauschalen sind unterschiedlich hoch.“ Die Regelungsdichte sei im Ruhrgebiet enorm und zermürbend, ergänzte Hasenau. Nötig seien einheitliche Standards bei Genehmigungen und Planungen.

Jeder dritte Pflegebedürftige lebt im Ruhrgebiet

Aus Sicht der Pflegeexperten nutzt das Ruhrgebiet seine Chancen als Region zu wenig. „30 Prozent der in NRW lebenden Pflegebedürftigen wohnen im Ruhrgebiet, was hier passiert, ist richtungsweisend“, urteilt Koordinator Roland Weigel. Das Revier sei bei der Pflege eine Art Labor für ganz Deutschland.

Einen Eindruck davon will das Bündnis bei einer Auftaktkonferenz am 8. April in Gelsenkirchen geben, die Weigel als „Leistungsschau“ bezeichnet. „Wir haben in der Region bereits viele innovative Konzepte. Bisher ist es nur noch nicht gelungen, dies nach außen zu tragen.“ Die Träger sollen auch voneinander lernen, um so das Image der Branche zu verbessern. Kritik an Löhnen und Arbeitsbedingungen habe die Diskussion in der Pflege bisher überschattet. „Es gibt noch viel zu tun, aber in vielen Bereichen sind wir auch schon richtig gut“, so Weigel. Das gelte es nach vorne zu stellen.