Düsseldorf. Die Bezirksregierung Münster kommt kaum nach mit der Bearbeitung. Rund 1250 Paare haben bisher Hilfe für eine Kinderwunschbehandlung beantragt.

Seit Ende August haben in Nordrhein-Westfalen rund 1250 ungewollt kinderlose Paare einen Antrag auf Hilfe des Landes bei der Kinderwunschbehandlung gestellt. Das bestätigte die zuständige Bezirksregierung Münster auf Nachfrage. Fast alle bisher bearbeiteten Anträge seien positiv beschieden worden, erklärte ein Sprecher der Bezirksregierung. Die Landesregierung hatte im Sommer beschlossen, dass NRW -- wie mehrere andere Länder -- am Bundesprogramm zur Förderung von „Maßnahmen der assistierten Reproduktion“ teilnimmt. NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) ist zufrieden mit dieser Zwischenbilanz. „Wir unterstützen Paare, um ihre Chance auf Erfüllung Ihres Kinderwunsches zu verbessern. Ich freue mich, dass unsere schnelle und unbürokratische Hilfe so gut angenommen wird. Der Kinderwunsch von Eltern darf nicht am Geld scheitern“, sagte Stamp dieser Redaktion.

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Der Hinweis auf der Homepage der Bezirksregierung Münster zur Kinderwunschbehandlung deutet auf reges Interesse hin: „Aufgrund des hohen Antragsaufkommens kommt es derzeit zu Verzögerungen in der Bearbeitung!“ Etwa 1250 Anträge auf finanzielle Unterstützung sind seit dem 30. August hier gezählt worden, fast alle erreichten die Verwaltung online. Schon in den ersten zwei Wochen nach dem Start hatten sich rund 200 Interessierte bei der Bezirksregierung gemeldet.

Grünes Licht für 96 Prozent der Anträge

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Im Sommer hatte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) angekündigt, dass das Land NRW erstmalig am Bundesprogramm zur Förderung von „Maßnahmen der assistierten Reproduktion“ teilnehmen werde. Bund, Länder und Krankenkassen streiten seit vielen Jahren um die hohen Kosten für die Kinderschutzbehandlung. Dieser Streit sollte aber nicht auf dem Rücken der ungewollt Kinderlosen ausgetragen werden, findet Minister Stamp. Vergleichbare Unterstützungs-Angebote gibt es heute schon in den Ländern Berlin, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Süddeutsche Länder weigern sich noch, mitzumachen.

Laut Bezirksregierung wurden 96 Prozent der bearbeiteten Anträge positiv beschieden. Die Bearbeitungszeit schwanke zwischen einer (wenn die Dokumente vollständig sind) und vier Wochen. Im Schnitt würden 900 Euro zur Auszahlung beantragt.

Bundesregierung: Jedes 10. Paar ist ungewollt kinderlos

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Für eine In-vitro-Fertilisation (IVF) werden zwischen 2500 und 4000 Euro, für die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) 3000 bis 5000 Euro fällig. Meist sind mehrere Behandlungen nötig, weil die „Schwangerschaftswahrscheinlichkeit“ pro Behandlung bei 30 Prozent liegt. Seit der Gesundheitsreform im Jahr 2004 müssen verheiratete Paare mindestens die Hälfte der Kosten einer Kinderwunschbehandlung selbst tragen. Unverheiratete Paare erhalten gar keinen Zuschuss von den Krankenkassen.

Unterstützt werden in NRW Paare, deren Unfruchtbarkeit festgestellt wurde und bei denen die Behandlung Aussicht auf Erfolg hat. Bei verheirateten Paaren übernimmt NRW mit dem Bund die Hälfte des Eigenanteils. Unverheiratete Paare haben Aussicht auf Förderung, wenn sie in einer „verfestigten Lebensgemeinschaft“ leben. Etwa jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren soll ungewollt kinderlos sein, so die Bundesregierung.