Amman. Lange hatte der Hassprediger Abu Katada versucht, politisches Asyl in London zu bekommen - doch dann war er wegen Terrorvorwürfen nach Jordanien ausgeliefert worden. Nun hat ihn ein Gericht in Amman freigesprochen. Die Beweise gegen den Angeklagten seien unzureichend, sagte der Vorsitzende Richter.

Der Hassprediger Abu Katada, einst ein Vertrauter des früheren Al-Kaida-Führers Osama bin Laden, ist von dem jordanischen Staatssicherheitsgericht von Terrorvorwürfen freigesprochen worden. Der Vorsitzende Richter sagte am Mittwoch in einer vom Fernsehen übertragenen Sitzung, die Beweise gegen den Angeklagten seien unzureichend. Derweil wurde ein Schwiegersohn Bin Ladens in New York zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Anklage hatte Abu Katada vorgeworfen, in die Planungen verschiedener Anschläge auf Touristen verstrickt gewesen zu sein. In dem sogenannten "Millenium Plot" hatten Extremisten zum Jahreswechsel 2000 Anschläge auf vier touristische Ziele in Jordanien geplant.

Politisches Asyl in London

Die jordanische Justiz konnte Abu Katada jedoch lange nicht habhaft werden. Der Palästinenser aus Bethlehem mit jordanischem Pass hatte seit 1993 in London gelebt, wo er politisches Asyl erhalten hatte. Er gab an, in Jordanien gefoltert worden zu sein. In Großbritannien wurde Abu Katada als radikaler Prediger und Ideologe des weltweiten Dschihad bekannt.

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Erst im Juli 2013 war er nach einem mehr als zehn Jahre dauernden Rechtsstreit von der britischen Justiz an Jordanien ausgeliefert worden. Eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte hatte die Auslieferung zuvor verhindert, da Abu Katada in Jordanien eine Anklage erwarte, die auf Aussagen beruhe, die höchstwahrscheinlich unter Folter erlangt worden waren.

Auf Folter verzichten

In dem Auslieferungsabkommen mit Großbritannien musste Jordanien schließlich versichern, in kommenden Gerichtsverfahren auf unter Folter erhaltene Beweise zu verzichten. Bereits Ende Juni war Abu Katada von anderen Terrorvorwürfen freigesprochen worden. Mit der nun abgeschlossenen Verhandlung zum "Millenium Plot" ordnete das Gericht die sofortige Freilassung Abu Katadas an.

Der in New York verurteilte Schwiegersohn Bin Ladens, Sulaiman Abu Ghaith (48), ist mit Fatima verheiratet, einer von Bin Ladens Töchtern. Er war im vergangenen Jahr in Jordanien gefasst worden und gilt als der höchste Al-Kaida-Anführer, der bislang in den USA vor Gericht stand. Gaith war im März wegen Verschwörung zum Mord und Unterstützung der Terrororganisation schuldig gesprochen worden. Am Dienstagabend verkündete das New Yorker Gericht nun lebenslange Haft als Strafmaß. (dpa)