Washington. . Mit eigenen Transportern melden sich die USA ab 2017 zurück in der bemannten Raumfahrt. Die Abhängigkeit von russischen Sojus-Kapseln für den Flug zur Internationalen Raumstation ISS solle dann vorbei sein, kündigte Nasa-Chef Charles Bolden an. Später sollen erste Menschen zum Mars fliegen.
Es ist die wohl teuerste Mitfahrgelegenheit der Welt. Seit Amerika vor drei Jahren sein Raumfähren-Programm eingemottet und die Space Shuttles „Endeavour“, „Discovery“ und „Atlantis“ ins Museum geschoben hat, mussten US-Astronauten auf die Zubringerdienste Russlands zurückgreifen, um mit deren Sojus-Raketen und Kapseln zur Internationalen Raumstation ISS zu gelangen. Einfache Fahrt: 71 Millionen Dollar pro Kopf – rund 50 Millionen Euro.
Amerikanischer Stolz, die Spannungen zwischen Moskau und Washington wegen der Ukraine und technischer Fortschritt im Privatsektor haben jetzt das Ende der Kooperation beschleunigt. In Washington heißt die Marschroute: Nicht mehr mit Putin per Anhalter in die Galaxis.
US-eigene Raumfähren
Ab 2017 werden wieder US-eigene Raumfähren vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral/Florida starten, sagte Nasa-Chef Charles Bolden. „Die großartigste Nation der Erde darf nicht auf andere Länder angewiesen sein, um ins All zu kommen.“ Dazu hat die Raumfahrt-Agentur zwei Aufträge an die Privatwirtschaft im Wert von 6,8 Milliarden Dollar vergeben, rund 5,2 Milliarden Euro.
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Der Löwenanteil von 4,2 Milliarden Dollar landet bei Boeing. Der seit Jahrzehnten auch in der Raumfahrt tätige Konzern entwickelt die Kapsel CST-100. Mit ihr sollen künftig bis zu sieben Astronauten in den Orbit gebracht werden. SpaceX, erst 2002 gegründet, erhielt ein Budget von 2,6 Milliarden Dollar. Das 4000 Menschen beschäftigende Unternehmen aus Kalifornien wird damit seine bereits mehrfach bei Frachtflügen zur ISS eingesetzte „Dragon“-Kapsel für eine „Bemannung“ weiterentwickeln.
Erstmals private Partner
Neu: Starts der Space Shuttles sowie der Apollo-Kapseln waren rein staatliche Nasa-Missionen. Mit Boeing und SpaceX, die sowohl für die Raketen wie die Kapseln verantwortlich sein werden, zieht das Prinzip der „public private partnership“ in die Raumfahrt ein. Zur Sicherheit: Jeder Vertrag sieht sechs Test-Flüge zur ISS vor, nachdem die Nasa die Raumfähren der Firmen nach ausgiebiger Prüfung zertifiziert hat. Die Teil-Privatisierung gibt der Nasa laut Bolden Spielraum für ein noch ehrgeizigeres Vorhaben: eine bemannte Mission zum Mars. Dazu wird derzeit der Raumtransporter „Orion“ entwickelt.
Die Entscheidung der Nasa bedeutet auch einen Sieg im „Kampf der Milliardäre“. SpaceX-Chef Elon Musk, der 43-jährige Gründer des Bezahldienstes PayPal und Chef der Tesla-Elektroautos, bekam den Zuschlag vor „Blue Origin“, dem noch sehr jungen Raumfahrt-Unternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Beide eint ein Kindheitstraum: Sie wollen dabei sein, wenn eines Tages der Mars besiedelt wird.
Mit der Rückkehr der USA in die bemannte Raumfahrt verliert die russische Raumfahrt nicht nur Millioneneinnahmen; die Nasa hat nach inoffiziellen Berichten bisher über eine Milliarde Dollar für die russischen Weltraum-Taxis bezahlt. Mittelfristig, so die Nasa, verliert Moskau sein Erpressungspotenzial auch in Europa. In drei Jahren könnten europäische Astronauten wählen, ob sie sich von russischen oder amerikanischen Raketen in die Umlaufbahn befördern lassen.