Berlin. Finanzkrise hin, Steuerausfälle her: Raumfahrtkoordinator Hintze schlägt dem Bundeskabinett eine unbemannte Mondmission bis zum Jahr 2015 vor. Die Kosten dafür sollen sich auf 1,5 Milliarden Euro belaufen. Die Opposition spricht von einer Schnapsidee.

Schon in sechs Jahren könnte eine deutsche Weltraummission nach Ansicht des Raumfahrtbeauftragten der Bundesregierung auf dem Mond landen. Einen entsprechenden Vorschlag für eine unbemannte "nationale Mondmission" stellte der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze (CDU), am Mittwoch in Berlin dem Bundeskabinett und der Öffentlichkeit vor.

Deutschland könne das Projekt bis 2015 sowohl allein als auch in Zusammenarbeit mit der europäischen Raumfahrtbehörde ESA oder anderen Staaten verwirklichen. Die Kosten bezifferte Hintze auf 1,5 Milliarden Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Die Opposition im Bundestag reagierte mit Unverständnis auf den Vorschlag.

Deutschland als Raumfahrtnation

Als Mondbeauftragter verspottet: Peter Hintze, der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung. Foto: ap
Als Mondbeauftragter verspottet: Peter Hintze, der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung. Foto: ap © AP

Eine deutsche Mondmission hätte laut Hintze "Signalwirkung" und könnte hierzulande das technische Innovationspotenzial weiter stärken, zum Beispiel im Bereich Robotertechnik. Zudem könnten neue Jobs entstehen. "Alle wichtigen Weltraumnationen zielen auf den Mond", sagte Hintze. Auch für Deutschland als "Raumfahrtnation" stelle sich die Frage, ob es bei dieser Entwicklung dabei sein wolle. Außerdem könne man vielleicht einen möglichen künftigen "Weltraumflughafen" auf dem Erdtrabanten mitnutzen und die Mondbasis zur Abwehr möglicher Gefahren aus dem All, zum Beispiel durch Asteroiden, verwenden.

Kernelemente einer künftigen deutschen Mondmission wären laut Hintzes Vorschlag zunächst ein Kommunikationssatellit, der im Orbit des Erdtrabanten kreisen soll, ein automatisiertes Landesystem und ein mobiler Forschungsroboter zur Erkundung der Mondoberfläche.

Archiv unseres Sonnensystems

Die Erforschung des Erdtrabanten sei "von höchster Bedeutung", da der Himmelskörper "das Archiv unseres Sonnensystems" sei, betonte Hintze. Eine deutsche Mondlandung könnte zudem laut einem von Hintze am Mittwoch vorgestellten Bericht dazu beitragen, die Akzeptanz der Raumfahrt in Deutschland zu stärken und "die Fantasie der Öffentlichkeit zu beflügeln".

Spott fürchtet Hintze für seinen Vorstoß nach eigenen Angaben nicht. "Viele große Menschheitsprojekte haben schon mit Spott zu kämpfen gehabt", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Die veranschlagten 1,5 Milliarden Euro seien gut investiertes Geld, schließlich seien allein für die Abwrackprämie fünf Milliarden Euro bereitgestellt worden.

Bemannte deutsche Mondflüge schloss Hintze nicht grundsätzlich aus, er wisse aber nicht, wann diese verwirklicht werden könnten. Zumindest eine deutsche Fahne könne aber möglicherweise auch mit einer unbemannten Mission auf den Mond gebracht werden.

Von der Opposition im Bundestag hagelte es Kritik für die Mondpläne. Die stellvertretende Vorsitzende und haushaltspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Gesine Lötzsch, nahm das Projekt als «Peterchens Mondfahrt» aufs Korn und sprach von einer "Schnapsidee". Angesichts "dramatischer Steuereinbrüche" sei es zudem nicht glaubwürdig, "immer neue Milliardenprogramme" anzukündigen. Auch der Grünen-Politiker Jürgen Trittin kritisierte den Vorschlag und nannte Hintze spöttisch den "Mondbeauftragten der Bundesregierung". (ddp)