Washington/Moskau. Der Kalte Krieg im All: Die Mondlandung vor 40 Jahren am 20. Juli 1969 war ein politisches Prestigeprojekt der USA. Die Amerikaner triumphierten - die UDSSR war gedemütigt. Die Bilder von der ersten Landung auf dem Mond sind noch heute in vielen Köpfen präsent.
Der Vorstoß in die unerforschten Weiten des Alls geriet zur patriotischen Inszenierung. Vor 40 Jahren, am 20. Juli 1969, betrat der US-Raumfahrer Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Er steckte ein amerikanisches Sternenbanner in die Kraterlandschaft und führte vor der Flagge in feierlichem Salut die Handkante zur Stirn. Die erste Landung des Menschen auf dem Mond war nicht nur ein technischer Triumph, sie war auch ein politisches Signal. Ohne den Systemwettstreit mit der Sowjetunion im Kalten Krieg wäre die enorme Kraftanstrengung, die der Mondlandung vorausging, nicht möglich gewesen. Die USA triumphierten, die UdSSR war gedemütigt.
Bei den ambitionierten Raumfahrtprojekten der 60er Jahre ging es den USA und der UdSSR ums Prestige, um den Nachweis der eigenen Überlegenheit und das Werben für die eigene Ideologie. Als die UdSSR 1957 den ersten Satelliten «Sputnik» ins All schoss, war der Westen angesichts der technologischen Potenz der kommunistischen Großmacht entsetzt. Das Gefühl der Unterlegenheit vertiefte sich, als die Sowjets 1961 mit Juri Gagarin erstmals einen Menschen ins Weltall brachten. Der Regierung von Präsident John F. Kennedy wurde klar: Die USA durften nicht weiter zurückfallen, der Wettlauf zum Mond begann.
Ideologisch aufgeheizter Wettstreit
Im Jahr 1961 gab Kennedy in einer Rede vor dem Kongress das kühne Ziel aus: «Diese Nation sollte danach streben, vor dem Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond und sicher wieder zurück zur Erde zu bringen.» Der ideologisch aufgeheizte Wettstreit zwischen Moskau und Washington dehnte sich also auf das Weltall aus, Geld spielte für die USA bei der waghalsigen Aktion keine Rolle.
Hinter Kennedys Entscheidung zum Vorstoß auf den Mond steckte in erster Linie politisches Kalkül, nicht wissenschaftliches Interesse, sagt Raumfahrtexperte John Logsdon vom US-Nationalmuseum für Luft- und Raumfahrt in Washington. «Die Sowjetunion hat Fortschritte in der Raumfahrt zum Gradmesser für die Macht und die Attraktivität einer modernen Gesellschaft gemacht», urteilt Logsdon. «Kennedy kam zu der Auffassung, dass es nicht im Interesse der USA lag, die dramatischen Errungenschaften in der Raumfahrt der UdSSR zu überlassen.»
Ehrgeiz und wirtschaftliche Macht
Auf etwa 25 Milliarden Dollar werden die Kosten für die Mondmission 1969 geschätzt, nach heutiger Kaufkraft wären dies 115 Milliarden Dollar - mehr als das Sechsfache des aktuellen Jahresbudgets der US-Weltraumbehörde NASA. Der immense finanzielle Aufwand illustrierte den Ehrgeiz und die wirtschaftliche Macht der USA. Geschätzte 500 Millionen Zuschauer weltweit verfolgten den Triumph der Mondlandung damals im Fernsehen, für die im Vietnamkrieg verstrickten USA brachte sie vorübergehend einen Imagegewinn.
In der Sowjetunion wurde die Sensationsnachricht vom ersten Menschen auf dem Mond fast totgeschwiegen. «Die Informationen waren sehr mager», erinnert sich der russische Experte Konstantin Indukajew, der damals für das Raumfahrtprogramm der UdSSR gearbeitet hat. «Es gab keine großen Schlagzeilen. Gebildete Leute verstanden aber, dass sich hier etwas Großes ereignet hat.» Möglicherweise war die Mondlandung schon ein symbolischer Wendepunkt im Systemwettstreit: Während die USA bis 1972 insgesamt zwölf Menschen auf den Mond brachten, gelang der Sowjetunion keine bemannte Mondmission.
"Wir haben die Amerikaner unterschätzt"
Der Sieg der USA beim Wettlauf zum Mond sei «ohne Zweifel ein außerordentlich wichtiges Ereignis im Wettstreit der beiden Systeme» gewesen, sagt der russische Raumfahrtexperte Igor Lisow. «Wir haben die Amerikaner leider unterschätzt. Wir haben zu spät und mit zu wenigen Ressourcen begonnen.» Der Groll über die Niederlage von damals lebt bis heute fort, sagt Lisow, der Chefredakteur einer Raumfahrtzeitschrift ist. Das Interesse in Russland an dem Jahrestag schätzt Lisow als gering ein. Es gebe viele Russen, «die immer noch denken, dass wir damals verloren haben». (afp)