Den Haag. Das Passagierflugzeug der Malaysia Airlines, das im Juli über der Ukraine abgestürzt ist, ist laut einem Bericht von Objekten “mit großer Schnelligkeit“ durchbohrt worden. Technisches oder menschliches Versagen schließen Experten aus. Australiens Premierminister geht von einem Raketenbeschuss aus.
Der Absturz einer malaysischen Passagiermaschine mit fast 300 Todesopfern über der Ostukraine ist weder auf menschliches noch technisches Versagen zurückzuführen. Der erste offizielle Untersuchungsbericht kommt außerdem zu dem Schluss, dass zahlreiche Objekte die Maschine durchlöcherten und diese danach noch in der Luft zerbarst.
Von Raketenbeschuss sprach der niederländische Sicherheitsrat am Dienstag nicht ausdrücklich. Der australische Premier Tony Abbott sagte jedoch, die Ergebnisse passten zur Annahme seiner Regierung, dass das Flugzeug von einer großen Boden-Luft-Rakete getroffen wurde.
Bei dem Absturz von Flug MH17 von Malaysia Airlines waren am 17. Juli 298 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon Niederländer. Westliche Staaten gehen davon aus, dass prorussische Separatisten die Maschine abgeschossen haben. Für Anschuldigungen Russlands und der Aufständischen, ein ukrainisches Militärflugzeug habe das Feuer auf die Boeing eröffnet, finden sich in dem Bericht keine Belege.
Zur Uhrzeit der Katastrophe um 13.20 Uhr befanden sich demnach nur drei Verkehrsmaschinen mit MH17 im Luftraum über Donezk: Am dichtesten dran war demnach ein Flugzeug in 30 Kilometern Entfernung.
Überreste einer Rakete gefunden?
Die Beschädigungen am Wrack könnten nach Ansicht von Luftfahrtexperten auf Einschläge einer Buk-Rakete hindeuten. Diese explodiert dicht bei ihrem Ziel, und die Bruchstücke können es dann zerstören.
Die Experten des Sicherheitsrats wollen nun Metallsplitter untersuchen, die in Leichen der Besatzungsmitglieder gefunden wurden. "Das könnten Reste der Objekte sein, aber auch Splitter aus dem Cockpit", sagte der Vorsitzende Tjibbe Joustra im niederländischen Radio. Im niederländischen Hilversum sollen alle Opfer identifiziert werden.
Absturzstelle kann nicht untersucht werden
Eindeutige Aussagen über einen Raketen-Beschuss sind nach den Worten von Joustra verfrüht. "Wir wollen absolute Sicherheit", sagte der Vorsitzende des Rates. "Zurzeit ist nur sicher, dass das Flugzeug durch Objekte in der Luft mit hoher Schnellheit durchbohrt wurde." Dadurch wurde die Maschine so beschädigt, dass sie zerbrach.
Der Sicherheitsrat vermutet, dass an der Absturzstelle noch Reste einer Rakete zu finden sein könnten. Wegen der heftigen Kämpfe konnten die internationalen Experten die Absturzstelle nicht untersuchen. Angesichts der Waffenunruhe im Osten der Ukraine hoffen sie, so schnell wie möglich dorthin zu reisen.
"Abruptes Ende" des Flugs
Die Flugschreiber und die Daten der Luftverkehrsleitung wiesen dem Bericht zufolge auf einen normalen Flugverlauf hin. Es habe auch kein Notsignal der Piloten geben. "Alles weist auf ein abruptes Ende hin", heißt es in dem Bericht.
Malaysias Premierminister Najib Razak fordert angesichts der offenen Fragen einen uneingeschränkten Zugang zur Absturzstelle. Auch er betonte, dass die Maschine laut Bericht flugtauglich war, keine Mängel aufwies und einer offiziellen, freigegebenen Route folgte.