Berlin. Vor einer Woche lagen die Positionen noch weit auseinander. Fünf Milliarden mehr forderten die Mediziner. Doch in der zweiten Verhandlungsrunde kam die Einigung zwischen Krankenkassen und Ärzten bereits nach einer halben Stunde.
Nach einer der zügigsten Honorarverhandlungsrunden haben sich niedergelassene Ärzte und Krankenkassen auf eine Anhebung der Vergütung um rund 800 Millionen Euro geeinigt. Das ist deutlich weniger als die Forderung von 5 Milliarden Euro, mit der die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vor einer Woche in die erste Verhandlungsrunde gegangen war.
Obwohl die Positionen von KBV und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zunächst noch weit auseinandergelegen hatten, dauerte die zweite Runde nur rund eine halbe Stunde. Wie KBV und GKV mitteilten, entfallen 132 Millionen Euro der Gesamtsumme auf die Erhöhung der Pauschalen für die fachärztliche Grundversorgung. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Förderung im hausärztlichen Bereich gelegt. 132 Millionen Euro werden insbesondere für die Finanzierung von Leistungen qualifizierter nichtärztlicher Praxisassistenten und vor allem für Hausbesuche vorgesehen.
Besonders für Hausbesuche gibt es mehr Geld
GKV-Chefin Doris Pfeiffer sagte nach der Einigung: "Besonders freue ich mich darüber, dass es neben der allgemeinen Honorarerhöhung eine Förderung der für viele kranke Menschen so wichtigen Hausbesuche gibt. Mit Blick auf die langfristige Finanzierbarkeit der gesetzlichen Krankenversicherung ist dieses Verhandlungspaket gerade noch vertretbar."
Auch interessant
KBV-Chef Andreas Gassen betonte, dass die Einigung diesmal ohne Schiedsspruch erreicht worden sei: "Wir begrüßen es, dass wir als gemeinsame Selbstverwaltung eine Lösung gefunden haben." Wichtig sei für ihn vor allem die Förderung der hausärztlichen und fachärztlichen Grundversorgung.
Keine Verteilung mit der Gießkanne
Gassen, der die Verhandlungen zum ersten Mal leitete, hatte die 5-Milliarden-Euro-Forderung mit der Budgetbegrenzung und einer erforderlichen Anhebung der Ärzte-Vergütungen begründet. Zur Zeit würden zehn Prozent der ärztlichen Leistungen nicht abgegolten. Das habe 2013 rund 2,3 Milliarden Euro ausgemacht. Bei der Anhebung der Vergütung sei das Gehalt eines Oberarztes ein Richtwert. Dafür würden weitere rund 3 Milliarden Euro im System benötigt.
Auch interessant
Die KBV verhandelte für 150.000 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten. Davon haben 130.000 eine eigene Praxis, das sind sogenannte Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten. Weitere 20.000 Ärzte seien in Praxen angestellt. Die Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten haben einen "Vertrag" mit den Krankenkassen, sie werden also direkt über die Kassenärztlichen Vereinigungen honoriert. Die 20.000 in einer Praxis angestellten Ärzte profitieren indirekt von einer Anhebung der Vergütungen.
Der Deutsche Hausärzteverband hatte zuvor differenzierte Honorarerhöhungen für einzelne Ärztegruppen je nach ihrer Bedeutung für die medizinische Versorgung und Einkommenssituation verlangt. Eine Vergabe des Honoraraufschlags nach dem Gießkannenprinzip nütze niemandem richtig, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Bei Hausärzten gebe es sicherlich mehr Nachholbedarf bei den Honoraren als bei vielen hoch technisierten Facharztpraxen. (dpa)