Bagdad/Damaskus. An den Selbstmordanschlägen in Kirkuk im Irak waren offenbar auch zwei deutsche Dschihadisten beteiligt. Am Wochenende ging die IS-Terrormiliz in die Offensive. Kleiner Lichtblick: Ein von den Dschihadisten entführter Deutscher kam frei.
Trotz inzwischen rund 100 Luftangriffen der US-Armee setzt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ihren Angriffskrieg im Irak und in Syrien unbeirrt fort. Nach heftigen Gefechten eroberten die Extremisten am Sonntag im Osten Syriens den strategisch wichtigen Militärflughafen Al-Tabka, die letzte Bastion der Truppen von Präsident Baschar al-Assad in der Provinz Al-Rakka, wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Im Irak versuchten die Dschihadisten, die Erdölraffinerie Baidschi nördlich von Bagdad einzunehmen. Die Regierungsarmee konnte den Großangriff nach eigenen Angaben aber abwehren.
Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter starben bei den Gefechten um den Flughafen in Syrien mindestens 100 IS-Kämpfer, mehr als 300 wurden verletzt. Zudem seien Dutzende syrische Soldaten getötet worden. Sollte die IS-Miliz den Militärflughafen unter ihrer Kontrolle behalten, könnte sie die Region unbehelligt beherrschen - ein herber Rückschlag für die Regierung in Damaskus. Die Extremisten dominieren ohnehin im Osten und Norden Syriens bereits ein Drittel des Landes, und ebenso große Teile im Norden und Westen des Iraks.
Dschihadisten versuchen Raffinerie Baidschi einzunehmen
Seit Wochen versuchen die Dschihadisten - deren Stärke Beobachter inzwischen auf mehrere zehntausend Kämpfer schätzen - die Raffinerie Baidschi einzunehmen. Bei heftigen Kämpfen um die Anlage seien 30 Extremisten umgekommen, berichteten Sicherheitskräfte am Sonntag. Die Extremisten hätten die Anlage aus allen Richtungen attackiert, meldete die Nachrichtenseite Al-Mada. Sieben Selbstmordattentäter hätten sich dabei in die Luft gesprengt. Die irakische Armee erhielt demnach Unterstützung von Kampfflugzeugen.
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Britische Geheimdienste identifizierten laut "Sunday Times" den Mörder des enthaupteten US-Journalisten James Foley. Es soll sich um einen 23-Jährigen aus London handeln, berichtete das Blatt aus Regierungskreisen. Foley war im November 2012 in Syrien verschwunden, der IS enthauptete ihn als Rache für die US-Luftangriffe im Nordirak.
Ein 27-jähriger Deutscher kam hingegen laut "Welt am Sonntag" nach rund einem Jahr aus der Geiselhaft der IS-Terrormiliz in Syrien frei. Der Mann aus Brandenburg soll im Juni für eine "substanzielle Gegenleistung" freigelassen worden sein, meldete das Blatt unter Berufung auf Sicherheitskreise. Das Auswärtige Amt wollte dies offiziell weder bestätigen noch dementieren. Der Mann war laut "WamS" naiv in das Bürgerkriegsland gereist, um als humanitärer Helfer aktiv zu werden.
Der des arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, ein in Syrien gefangen gehaltener US-Journalist sei freigelassen worden. Peter Theo Curtis wurde demnach Vertretern der Vereinten Nationen übergeben. Der Reporter sei vor zwei Jahren in der türkischen Stadt Antakya von Unbekannten entführt worden, von wo aus er nach Syrien wollte.
Zwei Selbstmordattentäter stammen angeblich aus Deutschland
Nach dem verheerenden Angriff auf eine sunnitische Moschee mit Dutzenden Toten am Freitag durchlitt der Irak ein blutiges Wochenende: Bei mehreren Bombenanschlägen starben mehr als 30 Menschen.
Allein bei drei Attentaten in der nordirakischen Stadt Kirkuk kamen am Samstag mindestens 23 Menschen um, 127 weitere wurden verletzt, wie Augenzeugen berichteten. Unter den Toten waren demnach auch Kämpfer der kurdischen Peschmerga-Einheiten, die im Kampf gegen die IS-Dschihadisten stehen. Zwei der Selbstmordattentäter in Kirkuk stammen angeblich aus Deutschland. Die beiden hätten sich mit Autobomben in die Luft gesprengt, heißt in einer Erklärung des IS, die am Sonntag im Internet verbreitet wurde. Demnach trugen die beiden Männer die Kampfnamen Abu Jassir al-Almani und Abu Ibrahim al-Almani. Es ließ sich zunächst nicht überprüfen, ob die Erklärung authentisch ist.
Peschmerga haben Kontrolle in Kirkuk übernommen
Die kurdischen Peschmerga hatten Mitte Juni die Kontrolle in Kirkuk übernommen, nachdem die irakische Armee vor dem IS geflohen war. Die ölreiche Stadt gehört zwar nicht zu den kurdischen Autonomiegebieten, wird aber von den Kurden beansprucht.
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Die neue Welle der Gewalt kam nur einen Tag nach der blutigen Attacke auf eine sunnitische Moschee in dem Dorf Imam Wais nordöstlich von Bagdad. Vermutlich schiitische Bewaffnete hatten dort am Freitag eine Moschee gestürmt und mindestens 73 Gläubige erschossen. Laut dem Nachrichtensender Al-Arabija waren die Täter schiitische Milizionäre. Das Staatsfernsehen berichtete hingegen, IS stecke dahinter.
Die führenden Politiker rangen nach dem Angriff um die Einheit des Landes. Präsident Fuad Massum, ein Kurde, rief alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung auf, um weiteren Aufruhr zu vermeiden. Auch der designierte schiitische Regierungschef Haidar al-Abadi verurteilte die Attacke.
Die Tat erschwert auch die Regierungsbildung. Zwei sunnitische Blöcke hatten am Freitag ihre Teilnahme an den Verhandlungen über das neue Kabinett aus Protest ausgesetzt.
Die Vereinten Nationen warnten vor einem Massaker an der überwiegend schiitischen Bevölkerung in der nordirakischen Kleinstadt Amerli. Die IS-Dschihadisten belagerten den Ort seit fast zwei Monaten, die Lieferwege für Wasser und Lebensmittel seien versperrt, sagte der UN-Sondergesandte für den Irak, Nikolai Mladenow. Die Lage erfordere ein sofortiges Eingreifen. (dpa)