Düsseldorf. . 200 Milliarden Euro im Jahr gibt „Vater Staat“ bundesweit für 154 verschiedene familienpolitische Fördermaßnahmen aus. NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) fordert, dass die Mittel besser eingesetzt werden. in einem großen Mitmach-Projekt sollen Väter und Mütter deshalb ihre Wünsche äußern.

„Selbst Experten blicken oft durch den Dschungel der vielen Programme nicht mehr durch“, so Schäfer. Bei der Lebenssituation spielt das Einkommen der Familien eine wichtige Rolle. Alleinerziehende verfügen aber nur über ein durchschnittliches Monatsbrutto von 2226 Euro – heute sind 19 Prozent der 1,8 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern in NRW alleinerziehend. Tendenz steigend.

Vor diesem Hintergrund will NRW in der Familienpolitik Neuland betreten: In einem großen Mitmachprojekt sollen Mütter, Väter und Kinder bis Jahresende Wünsche, Forderungen und Erfahrungen formulieren.

Erstmals nach 25 Jahren will NRW dann im Herbst 2015 einen neuen Familienbericht mit Handlungsoptionen präsentieren. Dabei sollen auch die 127.000 nichtehelichen Lebensgemeinschaften eine be­­sondere Rolle spielen.

Neuregelung des Elterngeldes

Schäfer sprach sich dafür aus, das Elterngeld für die Betreuung nach der Geburt eines Kindes für junge Leute im Studium weiter zu öffnen. Das Elterngeld richtet sich nach dem früheren Nettoeinkommen des betreuenden Elternteils – bei Studenten meist sehr gering. Deshalb verschieben junge Leute die Familienplanung oft.

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„Familien wollen auch mehr Zeit für sich haben“, weiß Familienministerin Schäfer. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde zu einem Schlüsselthema für die Wirtschaft. Inzwischen gehen 81 Prozent der Männer und 67 Prozent der Frauen einer Erwerbstätigkeit nach. Damit wächst der Bedarf an Betreuungseinrichtungen.

Immer mehr Ein-Kind-Familien

In NRW besuchen fast alle Kinder über drei Jahre eine Kita – auch für jedes dritte Kind unter drei Jahren steht ein Betreuungsangebot zur Verfügung. Zudem nutzen nach Angaben Schäfers „35 Prozent der 2,6 Millionen Schüler in NRW Ganztagsangebote“.

Die Zahl der Ein-Kind-Familien hat sich auf rund 42 Prozent erhöht. Jede siebte Familie hat drei und mehr Kinder. Für besonders schwierig hält Schäfer die Situation der Alleinerziehenden. So sei der Steuerfreibetrag seit den 80er-Jahren auf heute 1340 Euro halbiert worden. Auch der Unterhaltsvorschuss für Kinder unter zwölf Jahren werde seit 2008 aufs Kindergeld angerechnet, so die Ministerin.

„Die Lebenssituation von Familien hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert wie wohl kaum jemals zuvor“, sagte Schäfer. Der nächste NRW-Familienbericht soll Probleme, die den Familien auf den Nägeln brennen, konkret aufzeigen und neue Lösungen suchen.