Moskau/Donezk. Hilfslieferungen aus Moskau und Kiew für die notleidenden Menschen in den Konfliktgebieten Donezk und Lugansk sind unterwegs. Die ukrainische Führung schickt mehr als 770 Tonnen Lebensmittel los, während der umstrittene russische Konvoi vor der Grenze steht.

Der umstrittene russische Hilfskonvoi für die Ostukraine nähert sich Journalisten zufolge einem Grenzübergang bei der Stadt Lugansk. Die Lastwagenkolonne sei etwa 50 Kilometer vor der Grenze zum Stehen gekommen, sagte ein Fotograf der European Pressphoto Agency (epa), der den Konvoi begleitet, der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. Die ukrainische Regierung schickte eigene Lastwagen mit Hilfsgütern ins Krisengebiet.

19 Fahrzeuge hätten die Hauptstadt Kiew verlassen, teilte Irina Geraschtschenko von der Präsidialverwaltung mit. Insgesamt wolle die Regierung 773 Tonnen Lebensmittel in 71 Lastwagen nach Starobilsk bei Lugansk schicken, wo sie dem Roten Kreuz übergeben werden, sagte sie. Die Organisation soll auch das Verteilen von Gütern des russischen Konvois übernehmen.

Kiew befürchtet Angriffe

Die russische Kolonne aus 280 Lastwagen habe bei Kamensk-Schachtinski auf einem Feld angehalten, sagte der epa-Fotograf. Von dort kann der Konvoi direkt auf ein Gebiet fahren, das von prorussischen Separatisten kontrolliert wird. Kiew hatte diese Variante zuletzt nicht ausgeschlossen. Eine Route über Charkow wurde verworfen, weil Kiew Angriffe von Radikalen auf den Konvoi fürchtet.

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Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will die Lastwagen nur begleiten, wenn die ukrainische Regierung sie darum bittet und wenn das Rote Kreuz die Führung der Mission übernimmt. Beide Bedingungen seien noch nicht erfüllt, sagte OSZE-Sprecherin Natascha Rajakovic. Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sagte, ihre Organisation benötige Sicherheitsgarantien aller Konfliktparteien.

Nach fast zwei Wochen ohne Wasser und Strom hoffen vor allem die Einwohner im Konfliktgebiet von Lugansk dringend auf Hilfe. 2000 Tonnen Hilfsgüter seien unterwegs, darunter neben Trinkwasser und Proviant auch Schlafsäcke und Stromgeneratoren, teilten russische Behörden mit.

Umstrittener Transport

Der Hilfstransport aus Moskau ist umstritten, weil die proeuropäische Regierung in Kiew Russland im Ostukraine-Konflikt als "Aggressor" ansieht. Moskau wies Vorwürfe zurück, der Konvoi könnte Waffen für die prorussischen Separatisten enthalten.

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Einer der Separatistenführer in Lugansk, Waleri Bolotow, erklärte unterdessen seinen Rücktritt. Eine Kampfverletzung mache seine weitere Teilnahme an den Gefechten gegen die Armee unmöglich, aber er arbeitete hinter der Front weiter, sagte er. Vor kurzem hatte es auch in der Separatistenhochburg Donezk einen Führungswechsel gegeben.

Bei erbitterten Gefechten in der Ostukraine gab es erneut viele Tote. In Lugansk seien zahlreiche Zivilisten ums Leben gekommen, teilte die Stadtverwaltung mit. In Donezk wurde ein Mann getötet, elf Menschen wurden verletzt. Granaten beschädigten mehrere Gebäude.

Nach dem Absturz des malaysischen Flugzeugs MH17 seien bisher 100 der 298 Opfer identifiziert, teilten die Justizbehörden in Charkow mit. (dpa)