Essen. 34 000 Flüchtlinge kamen im Jahr 2013 nach Deutschland. Bundespolizisten griffen sie auf und kritisieren nun die Flüchtlingspolitik der EU. Arme Länder wie Spanien und Portugal sollten nicht die Aufgabe haben, die Bundesrepublik abzuschotten. Außerdem sei das Land nicht auf die Welle vorbereitet.
Gewalt und Bürgerkriege treiben Flüchtlinge aus asiatischen Ländern und aus Afrika in immer größeren Zahlen nach Deutschland. Die meisten kommen illegal. Darunter sind, mit Zügen und in Bussen, zunehmend unbegleitete Kinder und Jugendliche.
34.000 „unerlaubt eingereiste Personen“ hat die Bundespolizei im letzten Jahr aufgegriffen. Das sind 30 Prozent mehr als im Jahr 2012. Der Trend hat sich im ersten Halbjahr 2014 „noch einmal deutlich“ verstärkt, so die Bundespolizei. Die Zahlen liegen schon jetzt um 44 Prozent über denen des Vorjahres.
5500 minderjährige „Illegale“ wurden 2013 durch die Jugendämter in Obhut genommen, 1083 davon in NRW, berichtet der „Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge“: Ein Plus von 1171 jungen Menschen. Die Bundespolizei hat eine andere Zählweise. Danach kamen 443 Jugendliche bis 16 Jahren 2013, in diesem aber schon 395.
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Schleuserbanden in Mailand
„Ich will nicht von einer Welle sprechen. Wir stehen vor einem Tsunami“, sagt Jörg Radek, der Chef der Gruppe Bundespolizei in der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Der Bürgerkrieg in Syrien sei „Impulsgeber“, aber: „Wir haben jetzt auch steigende Anteile aus den afrikanischen Regionen Sudan und Eritrea“.
Schwerpunkt der Einwanderung ist die Grenze zu Österreich. Offenbar steuern Schleuser in Mailand die Flüchtlingstrecks nach Norden. In NRW kommt es, so die GdP, zur Einwanderung über Frankreich und Rheinland-Pfalz, nach Angaben aus dem Bundespolizeipräsidium aber auch aus den Niederlanden.
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Radek kritisiert die europäische Flüchtlingspolitik scharf. „Sie ist gescheitert“, sagte er unserer Mediengruppe – und zielt damit auf die Vereinbarung ab, dass die ersten Länder, die die Flüchtlinge im EU-Raum erreichen, auch für die Aufnahme zuständig sind.
Deutschland ist nicht vorbereitet auf die Flüchtlingswelle
„Man kann nicht ärmeren Ländern wie Portugal, Griechenland, Spanien und Italien die Aufgabe überlassen, Deutschland, Belgien und Dänemark abzuschotten. Sie sind organisatorisch nicht vorbereitet und mussten bereits viele aufnehmen.“ Wegen ihrer wirtschaftlichen Lage reichten die Spanier die Zuwanderer weiter nach Deutschland.
„Deutschland selbst ist nicht vorbereitet“, sagt Radek. Die Bundespolizei sei überlastet und schiebe 1,6 Millionen Überstunden vor sich her. Es gebe aber auch die humanitäre Herausforderung. „Oft kommen Großfamilien. Dafür gibt es nicht genug Aufenthaltsmöglichkeiten.“