Düsseldorf. . In ihrem Kampf um den Doktortitel und das Ministeramt erhielt Annette Schavan (CDU) offenbar einflussreiche Schützenhilfe. In seinem 24-seitigen Abschlussbericht listet der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Bruno Bleckmann, sämtliche Versuche der Einflussnahme auf und spricht von einer gesteuerten Kampagne gegen die Uni.

Der Knall, mit dem die Uni Düsseldorf jetzt endgültig die Akte Schavan geschlossen hat, dürfte noch lange nachhallen. Vor allem bei jenen – Politiker, Professoren und renommierte Wissenschaftler – die sich in dem rund zweijährigen Plagiatsverfahren um die Doktorarbeit der ehemaligen Bildungsministerin auf die Seite Schavans geschlagen haben.

In seinem 24-Seitigen Abschlussbericht, der mit dem Stempel „Vertraulich“ gekennzeichnet ist, listet der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Bruno Bleckmann, detailliert sämtliche Versuche der Einflussnahme auf. Dem Bericht sind weitere 49 Seiten mit Dokumenten und Schriftwechseln angefügt, die nahelegen, dass einflussreiche Professoren und Wissenschaftsfunktionäre eine „Kampagne“ gegen die Uni geführt haben mit dem Ziel, Schavans Doktortitel und ihr Ministeramt vor dem Zugriff einer überaktiven Fakultät „mit Schaum vor dem Mund“ zu retten.

Massiver Druck

Der Abschlussbericht, den Prof. Bleckmann kürzlich dem Senat der Uni vortrug, liest sich wie eine schier endlose Geschichte von Einflussversuchen, denen sich die Uni ausgesetzt sah. Der Eindruck entsteht, dass während des gesamten Verfahrens zu Gunsten Schavans Druck ausgeübt wurde, um den Prozess gewinnen zu helfen. Etwa durch zahlreiche ungebetene Gegengutachten, die Schavans Fehlverhalten in Zweifel zogen, durch öffentliche Äußerungen, Briefwechsel und Resolutionen.

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Alles was Bedeutung hat in der Welt der Wissenschaft, von der Max-Plack-Gesellschaft bis zur Hochschulrektorenkonferenz, mischte sich in Schavans Sinne ein, schildert Bleckmann. Damit nicht nur die Redlichkeit der Düsseldorfer Prüfer infrage stellend, sondern zugleich die Bedeutung wissenschaftlich korrekter Arbeit herabwürdigend. Kurz: Sind die Zitierfehler wirklich so wichtig, um eine angesehene Ministerin aus dem Amt zu kippen?

Schavan mischte sich ein

Schavan selbst habe schon früh versucht, Einfluss auf das Verfahren zu nehmen, schildert Bleckmannn. Sie habe nicht nur weitere Gutachter gefordert, sondern „sich auch anerboten, der Fakultät solche externen Fachgutachter gleich selbst zu benennen“.

„Nach der langen Wirksamkeit im Cusanuswerk und nach achtzehn Jahren des Ministeramts und in Ausnutzung ihrer zahlreichen Verbindungen fand sie namhafte Unterstützung nicht nur bei Politikern, sondern auch bei Wissenschaftlern“, die die Schuld nicht bei der Betroffenen, sondern bei der Uni suchten, schreibt Bleckmann in seinem Bericht.

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"Unwürdiges Spektakel"

Bereits im Mai 2012 beginnt die Geschichte „massiver Interventionen“, als eine ehmaliger Vorsitzender der geachteten Deutschen Forschungs Gemeinschaft und ein Ex-Uni-Präsident die Plagiats-Vorwürfe herunterspielten. Im Juni folgte die „Erklärung einiger vorwiegend ehemaliger Granden der Wissenschaft, wonach es sich bei der Verfolgung immer neuer Plagiatsvorwürfe um ein unwürdiges Spektakel handele“.

Der Präsident der Max-Plack-Gesellschaft „verstieg sich im Oktober 2012 sogar zu der öffentlichen Erklärung, das ganze Verfahren sei der deutschen Wissenschaft nicht würdig“. Höhepunkt war im Januar 2013 die Erklärung der „Allianz der Wissenschaften“, also dem Verbund der wichtigsten Wissenschafts-Organisationen Deutschlands, die Zweifel äußerten an der Seriosität der Ermittler. Bleckmann sieht hinter all’ den Aktionen eine Kampagne, die zumindest zum Teil mit Schavans Hilfe „orchestriert“ worden sei. Mit bekanntem Ausgang.