Berlin/Wiesbaden. Der Kita-Ausbau hinkt hinter den gestiegenen Elternwünschen her. Doch die befürchtete ganz große Klagewelle bleibt seit Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz vor einem Jahr bislang aus. Westdeutsche Großstädte hinken hinterher.
Trotz verstärkter Anstrengungen von Bund und Kommunen gibt es beim Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige noch erheblichen Nachholbedarf. Nach Erhebung des Statistischen Bundesamtes fanden zum 1. März knapp 662.000 Kinder einen staatlich geförderten Betreuungsplatz - entweder in einer Kita oder bei einer Tagesmutter.
Dies entspricht einer bundesweiten Betreuungsquote von 32,5 Prozent. Nach einer jüngsten Befragung wünschen sich allerdings 41,7 Prozent der Eltern ein solches Betreuungsangebot. Seit dem 1. August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch darauf.
Im März 2013 hatte nach Angaben des Bundesfamilienministeriums die Betreuungsquote erst bei 29,3 Prozent gelegen. Die Zahl der betreuten Kleinkinder stieg danach in den vergangenen zwölf Monaten um 64.000. Das Ministerium zeigt sich zuversichtlich, dass bis Ende 2016 insgesamt 811.000 Plätze zur Verfügung stehen werden. Größtenteils seien diese bei den Kommunen bereits in Planung oder im Bau. Die Bundesmittel stünden dafür bereit.
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Ostdeutschland zum Teil vorne
Nach wie vor stellt sich die Betreuungssituation für Kleinkinder regional sehr unterschiedlich dar. Während in den ostdeutschen Bundesländern zum Teil schon Betreuungsquoten von um 50 Prozent erzielt werden, gibt es im Westen - vor allem in einigen Großstädten - noch erheblichen Nachholbedarf.
Aber auch bei der Elternnachfrage gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Selbst innerhalb einer Kommune können die Elternwünsche zwischen verschiedenen Stadtteilen um bis zu 27 Prozentpunkte schwanken, zeigte eine jüngste Umfrage des Deutschen Jugendinstituts.
"Schwerpunkt auf Ganztagesbetreuung"
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) sagte: "Wir sind bei der Kinderbetreuung auf einem guten Weg - aber noch nicht am Ziel." Die Bundesregierung werde bis 2017 eine weitere Milliarde für den Kita-Ausbau zur Verfügung stellen. "Dabei legen wir den Schwerpunkt auf Ganztagesbetreuung und gesunde Verpflegung." Weitere 400 Millionen Euro würden für die Sprachförderung in Kitas mit hohem Migrantenanteil eingesetzt. Im Herbst soll es einen Runden Tisch mit Ländern, Kommunen, Trägern, Eltern und Gewerkschaften zur Qualität der Kinderbetreuung geben.
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60 Prozent der Kita-Eltern bezeichneten es bei einer Umfrage im Auftrag des Ministeriums als "nicht schwierig", ein Betreuungsangebot zu finden. Immerhin klagten jedoch auch 20 Prozent über Probleme. Seit Einführung des Rechtsanspruchs auf ein Betreuungsangebot gab es laut einer Abfrage bei den Jugendämtern 242 Elternklagen vor den Verwaltungsgerichten.
Mehr als jeder Dritte will längste Betreuung
Dabei geht es zum Teil aber auch um Gebührenfragen und um die Zumutbarkeit von Entfernungen bei angebotenen Plätzen.
Bei den Elternwünschen geht laut Ministerium der Trend zum Ganztags- oder erweiterten Halbtagsplatz: 38,3 Prozent der Eltern wünschen sich danach eine Betreuung von mehr als 35 Stunden die Woche, 28,6 Prozent eine Betreuung zwischen 26 und 35 Stunden. 23,5 Prozent möchten ihre Kinder halbtags betreuen lassen, also bis 25 Stunden. (dpa)