London/Moskau. . Russland schickt Soldaten an die ukrainische Grenze und verschärft damit die Spannungen. In Kiew soll der bisherige Botschafter in Berlin als Außenminister neue Impulse setzen im Konflikt mit den prorussischen Separatisten.
Neue Spannungen im Ukraine-Konflikt: Russland hat nach Angaben von Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen mit einem neuen Truppenaufmarsch im Grenzgebiet zur Ukraine begonnen. "Ich kann bestätigen, dass wir eine neue russische Militärpräsenz sehen, mindestens mehrere Tausend zusätzlicher russischer Soldaten in der Nähe der Grenzen der Ukraine", sagte er am Donnerstag in London. Es gebe zudem russische Manöver in unmittelbarer Nähe zur Ukraine.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe den Aufmarsch bei einer nichtöffentlichen Anhörung der Staatsduma in Moskau bestätigt, berichtete die Moskauer Tageszeitung "RBK daily". Es handele sich um "einige Tausend" Soldaten, sagte ein namentlich nicht genannter Armeemitarbeiter. Das Militär habe sich zu einem Aufmarsch entschlossen, da die Gefechte in der Ukraine nicht abklingen würden.
Russische Truppen zu Manövern in den Grenzgebieten
In den Grenzgebieten Rostow und Belgorod würden zudem Manöver abgehalten. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Duma, Wladimir Komojedow, sagte, es gebe keine Pläne für einen Einmarsch.
Rasmussen bedauerte den Aufmarsch der Einheiten. "Wenn sie dort eingesetzt würden, um die Grenze zu schließen und den Strom von Waffen und Kämpfern (in die Ukraine) zu stoppen, dann wäre das ein positiver Schritt", sagte Rasmussen. "Aber das ist nicht das, was wir sehen." Die internationale Gemeinschaft müsse "hart antworten, falls Russland weiter interveniert", betonte der Nato-Generalsekretär.
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Inmitten der schweren Krise mit Russland ernannte die Ukraine ihren bisherigen Botschafter in Deutschland zum Außenminister. Der Diplomat Pawel Klimkin (46) folgt auf Andrej Deschtschiza, der nach einer öffentlichen Beschimpfung des Kremlchefs Wladimir Putin in die Kritik geraten war. Das Parlament stimmte mit großer Mehrheit für den Personalvorschlag des prowestlichen Präsidenten Petro Poroschenko.
Präsident der Ukraine will Abkommen mit der EU
Poroschenko kündigte für den 27. Juni eine Reise nach Brüssel an. Er wolle dort ein weitreichendes Assoziationsabkommen mit der EU unterzeichnen. Sein prorussischer Vorgänger Viktor Janukowitsch hatte das Dokument auf Eis gelegt und damit Proteste in Kiew ausgelöst.
Er werde an diesem Freitag seinen Friedensplan für die umkämpfte Ostukraine vorstellen, sagte Poroschenko. Der Plan soll eine einseitige Feuerpause und eine Amnestie für Separatisten enthalten. Die moskautreuen Aufständischen lehnen einen Waffenstillstand ab. Russland sieht eine Feuerpause als "nicht weitreichend genug".
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Der russische Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich bei einem Telefonat mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) besorgt über die Gewalt in der Ostukraine. Die Regierung in Kiew versuche, den nationalen Dialog durch die Unterdrückung von Protesten in den Regionen Lugansk und Donezk zu ersetzen, erklärte das Außenamt in Moskau nach dem Gespräch der beiden Chefdiplomaten. Lawrow und Steinmeier sprachen sich demnach erneut für ein Ende der Gewalt aus.
Erstmals wieder Kontakt zu verschleppten OSZE-Beobachtern
Die OSZE teilte mit, erstmals wieder Kontakt zu ihren seit rund drei Wochen in der Ostukraine verschleppten Beobachtern zu haben. "Sie sind okay und nicht verletzt", sagte der Sprecher der OSZE-Mission in Kiew, Michael Bociurkiw. Details wolle er nicht mitteilen, um die Sicherheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden. Unter den vermutlich von prorussischen Separatisten festgehaltenen Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) soll auch eine Deutsche sein.
In der Ostukraine lieferten sich unterdessen Regierungseinheiten erneut blutige Gefechte mit Aufständischen. Nahe der Stadt Krasny Liman würden die Sicherheitskräfte auch gepanzerte Fahrzeuge einsetzen, sagte Armeesprecher Wladislaw Selesnjow. Bei Artjomowsk gehe das Militär mit Kampfhubschraubern gegen Separatisten vor.
Präsident Poroschenko sagte bei einem Treffen mit EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle, er erwarte von der EU auch weiter Unterstützung in der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise des Landes. Der Europäischen Union komme bei der Lösung des Konflikts eine "Schlüsselrolle" zu, betonte der Staatschef in Kiew.
Merkel und Hollande drohen Putin mit weiteren Konsequenzen
Frankreich und Deutschland haben dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unterdessen weitere Konsequenzen im Ukraine-Konflikt angedroht. Der französische Präsident François Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierten an den Kreml-Chef, auf die Separatisten in Ukraine einzuwirken.
In einem Telefongespräch mit Putin betonten Hollande und Merkel nach Angaben des Élysée-Palastes die Bedeutung eines baldigen Waffenstillstands in der Ostukraine, um die Sicherheitslage zu stabilisieren und die Voraussetzungen für eine wirkliche Deeskalation zu schaffen. Putin solle alles Notwendige tun, um die bewaffneten Gruppen zu überzeugen und ein schnelles Ende der Kämpfe zu bewirken, hieß es. Andernfalls könne die internationale Gemeinschaft weitere Maßnahmen gegen Russland ergreifen. Hollande und Merkel forderten zudem, die russischen Gaslieferungen an die Ukraine wieder aufzunehmen. (dpa)