Essen. DBRegio Chef Manfred Rudhart droht mit dem Ausstieg des Staatsunternehmens aus dem Betrieb der Regionalzüge in NRW. Schon bald soll sich entscheiden, wer in Zukunft die Bahnen auf den Strecken des Ruhrgebiets betreiben wird.
Wie lange werden die roten Züge noch durch das Ruhrgebiet fahren? Will die Bahn AG ihren profitablen Regionalbetrieb im Revier ganz aufgeben? Solche Fragen müssen sich Landesregierung, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und auch Hunderttausende täglicher Fahrgäste jetzt stellen. Denn DB Regio-Chef Manfred Rudhart droht kaum verschleiert mit dem Ausstieg des Staatsunternehmens aus dem Verkehr in der Kernzone von NRW.
Es geht um das Geschäftsmodell
Hintergrund ist die Neuausschreibung des Betriebs wichtiger Regionalexpress-Strecken zwischen Düsseldorf und Dortmund ab 2018 - insgesamt ein Milliarden-Projekt. Es geht um die Linien RE 1 und RE 11, die Aachen und Düsseldorf über Essen und Dortmund mit Hamm verbinden, sowie RE 5 (Koblenz-Emmerich) und RE 6 (Köln-Essen-Minden).
Heute noch fährt DB Regio auf diesen Strecken. Das Tochterunternehmen der Bahn stellt dafür Fahrzeuge, Personal und die Wartungsdienstleistung als Komplettpaket. Doch genau das soll künftig anders sein. Der Verkehrsverbund beschafft für sein Konzept „RRX“ (Rhein-Ruhr-Express) die Fahrzeuge selbst. Er schreibt auch den Betrieb und die Wartung getrennt aus: „Wir versprechen uns davon bessere Züge und eine hohe Qualität im Betrieb“, sagt VRR-Vorstand Martin Husemann. Allein die Fahrzeugbeschaffung hat einen Umfang von 600 Millionen Euro.
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Das trifft das Geschäftsmodell der Staatsbahn ins Mark. „Wenn die Kriterien der Ausschreibung so bleiben wie bislang formuliert und damit die entsprechenden Risiken für die Deutsche Bahn, müssten wir uns sehr ernsthaft überlegen, ob wir da mitbieten können“, sagte Rudhart der Tageszeitung „Die Welt“. Schon vorher hatte es bei der Bahn geheißen, ihr bleibe im Ruhrgebiet auf diese Weise nur der Job eines Lohnkutschers. Den wolle sie nicht. Es liegt auch ein Beschwerdebrief von Bahnchef Rüdiger Grube an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) vor.
Streit um Personalkosten
Die Fronten sind verhärtet. „Die Deutsche Bahn sieht die Ausschreibungsbedingungen der RRX-Vergabe sehr kritisch“, bestätigte Barbara Tünnemann von DBRegio der WAZ. Es gebe „Risiken für die Fahrgäste“ in einem „komplexen betrieblichen Eisenbahnalltag“, beispielsweise, wenn Betrieb und Werkstatt getrennt würde. Vor allem gelte: „Diese Ausschreibung wird im Wesentlichen über die Personalkosten entschieden“. Dies habe Konsequenzen „für unsere mehr als 500 betroffenen Mitarbeiter“.
Dahinter steckt: Die Bahn AG hat punktuell höhere Tarifstandards. Der Tarifvertrag erlaubt ein Lohngefälle von 6,5 Prozent zwischen Staats- und anderen Bahnen. Auch die Wochenend-Zuschläge sind besser dotiert. So komme es zu höheren Personalkosten, die ins Gebot einfließen würden, heißt es.
Den Verkehrsverbund in Gelsenkirchen schreckt die Drohung aus der Hauptstadt nicht. Husemann zur WAZ: „Ein Rückzug der DB müssten wir hinnehmen, er hätte aber keinen nachteiligen Einfluss auf den Ausgang des Verfahrens“. Zu deutsch: Es bewerben sich genug andere. Vier Hersteller und sieben Verkehrsunternehmen haben die Wettbewerbsbedingungen bereits akzeptiert.
Welche Züge werden also am Ende die fünf Millionen Menschen im Ruhrgebiet mit Bahn-Dienstleistungen versorgen? Neben anderen hat zum Beispiel der britische „National Express“-Konzern keine schlechten Karten. Er fährt in den USA Schüler und Vorortzüge rings um London. Gerade hat er - ein erster Erfolg in NRW - den Zuschlag für den Regionalexpress RE 7 von Krefeld über Wuppertal, Hagen, Schwerte nach Rheine erhalten. Start ist Ende 2015. Die Bahn AG ist übrigens ein Unterauftragnehmer. Sie wird die Züge von „National Express“ reparieren.