Düsseldorf. Die Linke in NRW erscheint zerstritten. Drei Wochen vor dem Wahlparteitag in Siegen wird das aktuelle Sprecher-Duo mit Rüdiger Sagel und Gunhild Böth offiziell in Frage gestellt. Beide genössen keinen Rückhalt mehr, erklärt der Gladbecker Ralf Michalowsky, der für den Landesvorsitz kandidieren will.
Die Linke in NRW steuert auf einen Machtkampf um die Parteiführung zu. Drei Wochen vor dem Wahlparteitag in Siegen erklärte der Gladbecker Ralf Michalowsky seine Kandidatur für den Landesvorsitz. Der 64-Jährige verband dies mit massiver Kritik an der amtierenden Führungsspitze. Beide Landessprecher, Rüdiger Sagel und Gunhild Böth, hätten „keinen Rückhalt mehr im Landesvorstand“, sagte er dieser Zeitung.
Michalowsky will gemeinsam mit der Kölnerin Özlem Demirel für den Vorsitz kandidieren. „Es ist abgesprochen, dass wir antreten“, sagte er. Beide Politiker gehörten bis 2012 zwei Jahre lang während der rot-grünen Minderheitsregierung der Linken-Landtagsfraktion an.
"Keine solidarische Zusammenarbeit mehr"
Das Klima vor dem Parteitag scheint nachhaltig gestört. Mit dem jetzigen Sprecher-Duo gebe es „keine solidarische Zusammenarbeit“ mehr, so Michalowsky. Sagel habe mehrere Abstimmungsschlappen erlitten. So habe ihm der Landesvorstand bei seiner Kandidatur für die Bundesparteispitze die Gefolgschaft verweigert. Der Leitantrag für den Siegener Parteitag sei gegen die Vorsitzenden beschlossen worden.
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Sagel ließ offen, ob er erneut kandidiert. Das gelte auch für Böth. Eine Entscheidung werde nach Pfingsten fallen. „Im Gegensatz zu Michalowsky neige ich nicht zu Alleingängen, sondern berate mich mit Parteifreunden“, stichelte er. Nach zwei Jahren an der Parteispitze habe er eine „erfolgreiche“ Bilanz vorzuweisen. Die Linke sei nach dem Absturz auf 2,5 Prozent bei der Wahl 2012 wieder „auf einem guten Weg“, um 2017 ins Landesparlament zurückzukehren. Bei der Kommunalwahl legte die Partei landesweit auf 4,6 Prozent zu und ist mit 500 Mandaten fast in allen Großstadt-Räten und Kreistagen vertreten.
Sagel forderte Umbenennung der Martinszüge
Die Selbsteinschätzung Sagels, der 2013 mit seiner Forderung nach Umbenennung der Martinszüge Aufsehen erregte, wird aber nicht überall bei den Linken geteilt. „Böth und Sagel bringen den Landesverband nicht voran“, urteilt ein intimer Kenner der Partei.