Berlin. . Russland hatte gedroht, die Gaslieferungen an die Ukraine zu stoppen, wenn Kiew ausstehende Rechnungen nicht bezahlt. Nun hat die ukrainische Regierung die Zahlung eines Teils der Schulden zugesagt. Umstritten bleibt allerdings, wieviel Moskau verlangen darf - die EU pocht auf den marktüblichen Preis.
Im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine kann der von Moskau angedrohte Lieferstopp womöglich noch abgewendet werden. Der ukrainische Versorger Naftogas habe 786 Millionen US-Dollar zur Begleichung von Gasschulden überwiesen, sagte EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) am Freitag nach einem Treffen mit den Energieministern beider Länder in Berlin. Das mache eine Lösung wahrscheinlicher. "Wir haben heute noch kein abschließendes Paket, aber weitere Fortschritte erreicht."
Russland droht damit, der Ukraine von Dienstag an den Gashahn zuzudrehen. Das Land beziffert die ukrainischen Gasschulden auf 5,2 Milliarden US-Dollar. Russland ist aber bereit, die Verhandlungen mit Kiew am Montagnachmittag in Brüssel fortzusetzen, wenn die 786 Millionen US-Dollar bis dahin auf einem Konto des Versorgers Gazprom eingegangen sind.
Preis bleibt Zankapfel - Moskau verlangt dicken Aufschlag
Strittig ist auch der Preis, den die Ukraine ab Juni zahlen soll. Für die Zeit von Januar bis März war ein Preis von 268 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas vereinbart worden. Russland hatte aber nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch sämtliche unter seiner Führung gewährten Rabatte gestrichen.
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Russland hatte lange Zeit darauf gepocht, dass ab Juni ein Preis von 485 Dollar zu zahlen ist, da dieser 2009 nach dem letzten Gasstreit vertraglich festgelegt worden war. Oettinger hatte betont, dass in der EU der Preis 350 bis 390 US-Dollar für 1000 Kubikmeter betrage. "Diese Höhe ist angemessen", hatte er im Vorfeld des Treffens betont.
Zeitgleich gehen die Kämpfe in der Ostukraine zwischen pro-russischen "Rebellen" und ukrainischen Truppen unvermindert weiter. Und die OSZE hat zuletzt gleich zwei Beobachterteams vermisst - obwohl eines angeblich von Separatisten auf freien Fuß gesetzt wurde. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa konnte bis zum Nachmittag keinen Kontakt zu dem angeblich in Lugansk freigelassenen Team herstellen. Kurz darauf teilte die OSZE mit, dass es schon am Vorabend den Kontakt zu einer zweiten Beobachter-Gruppe in Sewerodonezk, etwa 100 Kilometer von Lugansk entfernt, verloren habe. (dpa)