Istanbul. In der Türkei ist ein Mann gestorben, der am Rande einer Demonstration von einer Kugel getroffen wurde. Der 30-Jährige wollte eine Beerdigung in einer Moschee besuchen, als der Schuss fiel. Die Polizei war im Einsatz, weil eine Gruppe junger Männer wegen des Grubenunglücks in Soma protestierte.
Bei einer Demonstration gegen die Politik der türkischen Regierung ist in Istanbul erneut ein Mensch ums Leben gekommen. Dem 30-jährigen Mann wurde am Donnerstag vor einer Moschee in den Kopf geschossen. Er sei in ein Krankenhaus gebracht worden und dort am Abend gestorben, berichteten türkische Medien am Freitag.
Eine Gruppe junger Männer hatte am Vortag im Stadtteil Okmeydani wegen des Grubenunglücks in Soma demonstriert und zugleich an einen von der Polizei im vergangenen Jahr in Istanbul tödlich verletzten Jugendlichen erinnert. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Die Demonstranten warfen Steine und Brandsätze auf die Polizei.
Im Internet veröffentliche Videoaufnahmen zeigten, wie in den engen Straßen des Viertels ein Brandsatz einen gepanzerten Geländewagen der Polizei trifft. Aus den Reihen der Polizei greifen Männer in Zivilkleidung zu ihren Waffen. Es fallen etwa 20 Schüsse.
Es gibt offene Fragen
Das jüngste Opfer habe eine Trauerfeier besucht und vor der Moschee gestanden, hieß es. Zunächst war nicht klar, wer genau auf den Mann geschossen hat oder ob er von einem Querschläger getroffen wurde.
In Okmeydani war es im März zu einem Protest Zehntausender Menschen gekommen, als der 15-Jährige Berkin Elvan zu Grabe getragen wurde. Er war im Juni vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Protestwelle gegen die islamisch-konservative Regierung von einer Tränengasgranate schwer verletzt worden und hatte vor seinem Tod monatelang in einem Krankenhaus im Koma gelegen.
Später wurde bekannt, dass bei den Protesten von Regierungsgegnern in Istanbul ein zweiter Mensch getötet worden war. Der Mann sei in der Nacht von einem Sprengsatz verletzt worden, berichteten türkische Medien unter Berufung auf den Istanbuler Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu. Es gebe auch mindestens acht verletzte Polizisten. (dpa)