Essen. . Ein Essener Radiologe wird beschuldigt, mindestens seit einigen Jahren nicht über die formale Qualifikation zu verfügen, um bei Brustkrebsverdacht Biopsien sicher durchführen zu können, diese aber trotzdem bis Mai 2013 unternommen zu haben.

Gegenwind ist Dr. Karlgeorg Krüger als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker gewöhnt, aber der gestrige Tag „war heftig“, sagt er. Der Essener Radiologe wird beschuldigt, mindestens seit einigen Jahren nicht über die formale Qualifikation zu verfügen, um bei Brustkrebsverdacht Biopsien sicher durchführen zu können, diese aber trotzdem bis Mai 2013 unternommen zu haben. Betroffene Frauen seien so in Gefahr geraten.

„Dr. K.“, wie er gestern noch genannt wurde, hat sich entschlossen, in die Offensive zu gehen. Krüger räumt ein, 2013 die Lizenz für das Mammografie-Screening vorläufig verloren zu haben; der juristische Streit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein sei derzeit in der zweiten Instanz. Seitdem entnehme ein angestellter Fachkollege in seiner Praxis Gewebeproben. „Das heißt nicht, dass Dr. K. die Qualifikation zum korrekten Befunden fehlte oder fehlt“, teilte die KV gestern mit. Das sehen einige Kollegen, ehemalige Mitarbeiterinnen und ein früherer Praxispartner, von dem er sich 2010 im Streit trennte, allerdings anders. Krüger erklärte, seit 2010 seien annähernd 2000 Frauen in seiner Praxis biopsiert worden, als er noch durfte, auch von ihm persönlich. Von mangelnder Erfahrung könne keine Rede sein. Er schloss nicht aus, dass er vereinzelt auch Fehldiagnosen zu verantworten habe, diese seien nicht vollständig zu vermeiden. „Das kann niemand.“

Zurzeit ist Karlgeorg Krüger viel im Wahlkampf. Der Radiologe kandidiert auf der Liste des liberal-konservativen Essener Bürgerbündnisses (EBB) für die Kommunalwahl am 25. Mai. Sein Wiedereinzug in den Rat der Stadt Essen ist angesichts von Listenplatz 2 ziemlich wahrscheinlich. Kann ein viel beschäftigter Arzt sich so stark politisch engagieren? Warum nicht, sagt Krüger. „Dafür opfere ich Freizeit und Urlaub.“