Washington. Bisher war der Klimawandel kein großes Thema in den USA, Barack Obamas Umweltpolitik eher kraftlos. Ändert sich das jetzt? Plötzlich ist von mehr Hitzewellen, Hurrikans und steigenden Meeresspiegeln die Rede. Die Regierung legt einen alarmierenden Bericht vor - ein bisschen Wahlkampf ist dabei.

Mehr Hitzewellen, mehr Hurrikans und gefährlich ansteigende Meeresspiegel - ein neuer Klimabericht der US-Regierung warnt vor alarmierenden Trends in fast allen Landesteilen. "Der Klimawandel, der einst als eine Sache in der fernen Zukunft angesehen wurde, ist klar in die Gegenwart gerückt", heißt es in der am Dienstag veröffentlichen Studie. Sechs Monate vor den Kongresswahlen will Obama das Thema Umweltschutz offenbar zur Chefsache machen. Ziemlich spät - bisher hat er in Sachen Umwelt eher enttäuscht.

Millionen Amerikaner seien von den Folgen der Treibhausgase konkret betroffen, so der Tenor des Berichts: Allein in den kommenden Dekaden dürften die Temperaturen in den meisten Landesteilen um ein bis zwei Grad Celsius anziehen. Der Meeresspiegel könnte bis zum Ende des Jahrhunderts um 0,30 Meter bis 1,2 Meter ansteigen - mit schweren Folgen für Küstenstädte wie etwa Miami.

Ein "Weckruf" für die Öffentlichkeit

Experten sprachen von einem "Weckruf", der vor allem auch die breite Öffentlichkeit aufrütteln solle. Obama wollte sich noch am Dienstag demonstrativ mit Meteorologen im Weißen Haus treffen und sich zu dem Thema äußern.

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Obama hatte den Kampf gegen Klimawandel bereits 2008 zum Wahlkampfthema gemacht - doch bislang kann er nur sehr geringe Erfolge vorweisen. Für sein Zögern ist er auch im eigenen Lager der Demokraten in die Kritik geraten. Auch bei internationalen Konferenzen waren die USA, gemeinsam mit China, bislang meist Bremser.

Amerikaner sollen handeln

Der Bericht betont - in eher einfachen Worten - vor allem die Alltagsfolgen für die Amerikaner: Von der drohenden Zunahme von Wald-und Buschbränden im Westen, über gesundheitliche Folgen wie die Ausbreitung von Allergien bis zu wirtschaftlichen Folgekosten für die Infrastruktur.

Zugleich soll die Bevölkerung zum Handeln motiviert werden. "In dem Maße wie die Folgen des Klimawandels allgegenwärtig werden, stehen die Amerikaner vor einer Entscheidung", heißt es in dem mehrere Hundert Seiten langen Bericht.

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Republikaner legen sich meist quer

Ob Obama in den letzten zwei Jahren seiner Amtszeit aber entscheidende Schritte im Kampf gegen den Klimawandel durchsetzen kann, ist fraglich. In der Vergangenheit haben sich die Republikaner im Kongress stets quergelegt. Präsidiale Anordnungen, die keine Zustimmung des Parlaments brauchen, haben dagegen eher geringe Wirkung.

Die Abneigung unter den Republikanern gegen entschlossene Schritte in der Umweltpolitik hat Tradition: Obamas Amtsvorgänger George W. Bush hatte den Klimawandel praktisch negiert und die Folgen verharmlost. (dpa)