Jerusalem. Israel hat am Montag der sechs Millionen Juden gedacht, die von den Nazis ermordet wurden. Fußgänger und Autofahrer verharrten für zwei Schweigeminuten im Stillstand, Würdenträger legten Kränze nieder. Regierungschef Netanjahu warnte unterdessen erneut vor einer Bedrohung durch den Iran.
Bei zwei Schweigeminuten zum Gedenken an die Opfer des Holocaust sind Autofahrer und Fußgänger in Israel am Montag für zwei Minuten komplett im Stillstand verharrt. Während alle Sirenen im Land zur Mitte des Vormittags für 120 Sekunden heulten, gedachten die Menschen still den sechs Millionen Juden, die von den Nazis ermordet wurden.
Der Schoah-Gedenktag hatte in Israel am Sonntag zum Sonnenuntergang begonnen. In diesem Jahr standen 400.000 ungarische Juden, die 1944 den nationalsozialistischen Verbrechen zum Opfer fielen, im Zentrum der Erinnerung. In der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem legten israelische Würdenträger und Vertreter des Staates am Vormittag Kränze nieder.
Peres: Antisemitismus ist ernste Bedrohung
Bei der Eröffnungszeremonie am Sonntagabend hatte Präsident Schimon Peres gemahnt, die ganze Welt müsse die Drohungen im Auge behalten, die vom Antisemitismus ausgehen. "Wir dürfen das Erstarken von eindeutigen Neonazis in rechtsextremen Parteien nicht gering schätzen, die eine Gefahr für jeden und eine Warnung an alle Völker darstellen", sagte Peres.
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Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ergriff die Gelegenheit, erneut vor der Bedrohung zu warnen, die ein atomar bewaffneter Iran für Israel bedeuten würde. Vor dem Zweiten Weltkrieg hätten die Staaten und die meisten Juden die von Hitler-Deutschland ausgehende Gefahr aus Angst vor einem neuen Krieg "nicht hören und nicht sehen" wollen, zitierte die Zeitung "Jerusalem Post" am Montag aus einer Rede des Ministerpräsidenten aus Anlass des Holocaust-Gedenktages.
Netanjahu warnt vor Iran
"Wie damals gibt es auch heute jene, die die extremen Äußerungen des Irans als nur für den Hausgebrauch gemeint abtun", habe Netanjahu am Vorabend in Yad Vashem hinzugefügt. So wie der Antisemitismus der Nazis zu lange nicht ernst genommen worden sei, werde heute die iranische Gefahr heruntergespielt. Der Vergleich heutiger Bedrohungen mit dem einzigartigen Verbrechen des Holocaustes ist in Israel umstritten.
Am Vortag hatte Netanjahu schon der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen vorgeworfen, sie strebe die Zerstörung Israels und damit einen zweiten Holocaust an. Er reagierte damit auf die Verurteilung des Holocaustes durch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der sich um eine Aussöhnung mit der Hamas bemüht. (afp/dpa)