Düsseldorf. . Die Piraten im Landtag haben die Debatte angestoßen, am Montag werden sich Experten aller Richtungen zu einer Anhörung versammeln. Die Grünen haben schon erklärt, dass sie das Delfinarium im Duisburger Zoo schließen wollen, die SPD hält dagegen. Der Konflikt könnte zum Wahlkampfthema werden.
Das Schwimmen mit Delfinen gehört in Thailand zu den gängigen Touristenattraktionen. Ob NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die über Ostern einen Tauchurlaub in dem südostasiatischen Ferienparadies verbrachte, ebenfalls die Gesellschaft der faszinierenden Meeressäuger suchte, ist nicht überliefert.
Unübersehbar wurde dagegen am Freitag, dass in ihrer rot-grünen Koalition ein Konflikt über die heimische Delfinhaltung heraufzieht.
Der Zoo bestreitet die Vorwürfe
Hintergrund ist ein Antrag der Piratenpartei im Landtag, der die Schließung des Delfinariums im Duisburger Zoo fordert. Am Montag kommt es zu einer Expertenanhörung im Parlament. SPD und Grüne müssen so vier Wochen vor der Kommunalwahl eine Haltung zu einem ideologisch umkämpften Thema finden.
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Die Piraten verweisen auf Fachleute wie die Meeresbiologin Tanja Breining von der Tierschutzorganisation PETA, die Delfine in Betonbecken mit gut fünf Meter Wassertiefe für nicht artgerecht hält. Sie beklagt eine hohe Sterberate der Tiere und nennt Duisburg einen „der größten Delfinfriedhöfe Europas“. Von Psychopharmaka und Verkümmerung der hohen Intelligenz in unnatürlichen Kunststücken ist die Rede.
Seit 1965 ist das Delfinarium eine Attraktion
Das will der Zoo nicht auf sich sitzen lassen und weiß dabei die SPD an seiner Seite. „Wir stehen zum Konzept Zoo und wollen nicht eine einzelne Tierart herausgreifen und deren Haltung infrage stellen“, legte sich SPD-Fraktionsvize Jochen Ott fest. Norbert Meesters, Umweltexperte der SPD-Landtagsfraktion, verweist auf „Lernprozesse“, die in der Delfinhaltung stattgefunden hätten.
Im Duisburger Zoo steht seit 1965 ein Delfinarium, das mehrfach umgebaut und erweitert wurde. Zurzeit leben dort neun Delfine, darunter sieben aus eigener Züchtung. Die beiden übrigen Tiere gehören zu den 19 großen Tümmlern, die in bald 50 Jahren aus den Ozeanen der Welt ins Ruhrgebiet gebracht wurden.
Die Zoo-Medizinerin rügt falsche Horrorzahlen
Dr. Kerstin Ternes, die leitende Tierärztin des Zoos, erklärte die kritisierte Sterblichkeitsrate mit den 60er- und 70er-Jahren. Damals sei die Haltung mit hohem Risiko erprobt worden. In den vergangenen Jahrzehnten gebe es keine Auffälligkeiten, das letzte Jungtier sei 2008 verendet. Von Gegnern des Delfinariums würden natürliche Tode, Krankheiten und Totgeburten zu Horrorzahlen hochgerechnet.
Ulf Schönfeld, seit 30 Jahren Revierleiter der Duisburger Delfine, hält die Lebensbedingungen und die tägliche Arbeit mit den Tieren für artgerecht, verweist auf Gefahren und die weitaus geringere Lebenserwartung in freier Wildbahn. Die Größe des Beckens allein sage nichts über die Qualität der Haltung aus. „Wir sind immer offen für Verbesserungen, aber wir wehren uns gegen Falschbehauptungen von Experten, die gar keine sind“, so Schönfeld. Tierärztin Ternes bestreitet zudem die Ruhigstellung der Delfine mit Medikamenten. Sie bietet öffentliche Blutproben an.
Klare Absage der Grünen an die Beckenhaltung
Die SPD begibt sich mit ihrem klaren Plädoyer pro Delfinarium auf Konfrontationskurs zum eigenen Koalitionspartner. Grünen-Tierschutzexperte Martin-Sebastian Abel sagte am Freitag klipp und klar: Konsequenter Tierschutz sei „mit der Delfinhaltung in Duisburg nicht in Einklang zu bringen“.
Von ehemals neun Delfinarien in Deutschland seien nur noch die Bassins in Nürnberg und Duisburg geblieben. In allen anderen Ländern Westeuropas habe man sich von der Delfinhaltung verabschiedet. „Die Tiere können ihre natürlichen Verhaltensmuster in diesen Anlagen nicht ausleben“, so Abel.
Trotzdem gehört das Duisburger Delfinarium zu den Hauptattraktionen für viele der rund sechs Millionen Besucher, die jährlich in die NRW-Zoos strömen. Dass viele Zoos inzwischen auf Delfine verzichten, erklärt man sich in Duisburg allein mit ökonomischen Zwängen. Die Haltung sei ungemein teuer und anspruchsvoll. „Es ist ein Irrglaube“, sagte Revierleiter Schönfeld, „dass Zoos mit Delfinen Kasse machen“.