Athen. . Der griechische Nationalheld Manolis Glezos feiert bald seinen 92. Geburtstag. Für das radikal-linke Bündnis Syriza tritt er trotz des hohen Alters zur Wahl an. In Brüssel will er sein lebenslanges Anliegen durchsetzen: Die Wiedergutmachung der Deutschen für die Nazi-Greuel am griechischen Volk.

Im September wird Manolis Glezos 92. Aber Ruhestand, der liegt ihm nicht. Manolis Glezos zieht jetzt noch einmal in die Schlacht. Er ­kandidiert auf der Liste des radikal-linken Bündnisses Syriza, Griechenlands größter Oppositionspartei, für einen Sitz im Europaparlament, dem er bereits Mitte der 1980er ­Jahre angehörte. „In der finsteren Epoche, die wir durchleben, darf ich nicht abseits stehen“, erklärt Glezos.

Aber es gebe neben diesem all­gemeinen auch einen persönlichen Grund für seine Kandidatur, erklärt der alte Herr: Den Kampf um die Reparationen, die Deutschland den Griechen für die Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg schulde. Diesen Kampf will Glezos nun ins Euro­päische Parlament tragen.

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Er hat gute Chancen, gewählt zu werden. Manolis Glezos ist in ­Griechenland ein Nationalheld, seit er als 19-Jähriger in der Nacht zum 30. Mai 1941 gemeinsam mit dem gleichaltrigen Apostolos Sandas auf die Akropolis kletterte, dort die drei Tage zuvor von den deutschen Besatzern aufgezogene Hakenkreuzfahne einholte und an ihrer Stelle die ­weißblaue Griechenflagge hisste.

Todesurteil für Glezos

Glezos und Sandas wurden in Abwesenheit von den Besatzern zum Tode verurteilt. Ein Jahr später wurde Glezos von den Deutschen gefasst, ins Gefängnis geworfen und schwer gefoltert. Der Hinrichtung entkam er, anders als sein jüngerer Bruder ­Nikos, der am 10. Mai 1944 als ­Widerstandskämpfer von den deutschen Besatzern exekutiert wurde.

Auch nach dem Abzug der Deutschen wurde Glezos wegen seiner kommunistischen Gesinnung verfolgt und 1948 erneut zum Tode ­verurteilt. Internationale Proteste konnten die Vollstreckung des Urteils abwenden.

In den 1950er Jahren wurde Glezos wiederholt verhaftet. Sein Leben war ein einziger Kampf. Elf Jahre und vier Monate saß er als politischer Häftling im Gefängnis. Während der Obristendiktatur von 1967 bis 1974 lebte er vier Jahre und sechs Monate in der Verbannung.

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Glezos erinnert Gauck an Kriegsschulden

Als Bundespräsident Joachim Gauck Griechenland ­im März besuchte, hat er auch Manolis ­Glezos getroffen. Er freue sich, „einem ­Mythos zu begegnen“, sagte Gauck. Glezos bedankte sich. Dann erinnerte er das deutsche Staatsoberhaupt daran, dass es neben deutscher Schuld aus den Besatzungsjahren auch deutsche Schulden gebe.

Es geht um sehr viel Geld. Grie­chische Widerstandsorganisationen beziffern die Forderungen auf über 160 Milliarden Euro. „Ich bin da­rüber alt geworden, etwas Selbst­verständliches für mein Land einzufordern: Gerechtigkeit“, erklärte Glezos am Freitag. „Es ist für mich zu spät, um jetzt noch aufzugeben.“