Athen. Die Wirtschaft wächst wieder, der Haushalt ist im Lot. Und Athen traut sich zu, noch vor dem Sommer den Anlegern eine neue Staatsanleihe anzubieten - sogar vom gestrengen Bundesfinanzminister ernten die Griechen Lob für die Wende.
Für den griechischen Finanzminister Giannis Stournaras muss es ein gutes Gefühl gewesen sein. Endlich saß er beim Treffen der EU-Finanzminister in Athen am Dienstag einmal nicht auf der Anklagebank. Stattdessen gab es Lob. Und Stournaras trat nicht mit leeren Händen vor seine Kollegen: Der Staatshaushalt ist im Lot, Anleger beginnen sich wieder für griechische Anleihen zu interessieren.
„Die Stimmung hat sich dramatisch gewandelt“, sagte Stournaras, „alle sind der Meinung, dass Griechenland jetzt über den Berg ist.“ Selbst der strenge Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist voll des Lobes: Was die Griechen in den vergangenen Jahren umgesetzt haben, verdiene „Anerkennung“.
Vor allem bei den Staatsfinanzen gibt's beeindruckende Erfolge
Vor allem bei der Stabilisierung der zerrütteten Staatsfinanzen hat Stournaras beeindruckende Erfolge vorzuweisen: Ein Jahr früher als erwartet wies er bereits 2013 in der Primärbilanz des Haushalts, die den Schuldendienst ausklammert, einen Überschuss von fast drei Milliarden Euro aus. Das Haushaltsdefizit, das 2009 noch 15,6 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht hatte, lag 2013 bei 2,2 Prozent. Kein anderes EU-Land hat in so kurzer Zeit eine solche Sparleistung geschafft.
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Auch die Konjunktur zeigt Anzeichen der Wiederbelebung. Nach sechs Jahren Abschwung soll die griechische Wirtschaft 2014 erstmals wieder wachsen, wenn auch nur um bescheidene 0,6 Prozent. Für 2015 erwartet die Troika ein Plus von 2,9 Prozent.
Modernisierung der öffentlichen Verwaltung lahmt noch
Den Erfolgen in der Finanzpolitik stehen allerdings noch Versäumnisse bei der Umsetzung der Strukturreformen gegenüber. Die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung, vor allem des Fiskus’, kommt nur schleppend voran.
Gegen die Deregulierung des griechischen Binnenmarktes, die für mehr Wettbewerb und niedrigere Preise sorgen soll, gibt es immer noch erheblich Widerstände der Zünfte und Interessenverbände. Mal streiken die Apotheker dagegen, dass künftig auch Apothekenketten zugelassen werden sollen, dann wieder wollen die Bäcker verhindern, dass Brot künftig auch in Lebensmittelläden verkauft werden darf, oder die Milch-Lobby protestiert, weil demnächst auch importierte Frischmilch in die Supermarktregale kommt.
Große Rückstände hat Griechenland noch bei den Privatisierungen, die eine Schlüsselrolle beim Schuldenabbau spielen sollen. Doch auch hier gibt es Bewegung: Diese Woche bekam der Immobilienkonzern Lamda den Zuschlag für die Entwicklung des früheren Athener Flughafengeländes Ellinikon. Lamda will dort acht Milliarden Euro investieren, das größte private Bauprojekt in der Geschichte des Landes. Auch die Privatisierung der Häfen von Piräus und Thessaloniki kommt voran.
Vertrauen kehrt zurück
Besiegeln will die griechische Regierung das Comeback des Landes mit der Rückkehr an den Kapitalmarkt, von dem Griechenland seit 2010 praktisch ausgeschlossen war. Noch vor dem Sommer will Athen eine Staatsanleihe über 1,5 bis zwei Milliarden Euro mit drei- oder fünfjähriger Laufzeit begeben.
„Es gibt einen riesigen Appetit am Markt“, glaubt Finanzminister Stournaras. Tatsächlich scheinen die Anleger wieder Vertrauen zu fassen: Der Kurs der zehnjährigen griechischen Anleihe stieg von 49 Prozent vor einem Jahr auf aktuell über 80 Prozent des Ausgabewerts.