Essen. . Die Sperrung der Autobahn 40 trifft den Ruhrgebietsverkehr an der denkbar ungünstigsten Stelle. Unterdessen haben Bauarbeiter mit den Verfüllungsarbeiten an dem entdeckten Bergbauschacht begonnen. Genaue Prognose, wie lange die Misere dauert, wagt noch keiner.
Man könnte die Huckarder Straße in Essen-Frillendorf als schmale Wohnstraße beschreiben mit ihren kleinen Häusern und den Vorgärtchen, wäre da nicht ihre Lage: Durchaus wie eine vierte Fahrbahn schmiegt sie sich mit ihrer unbebauten Seite an die A 40, klebt parallel an ihr, ist von der Autobahn nur getrennt durch eine drei Meter hohe, schmale und durchsichtige Lärmschutzwand. Am Montag schlug der Landesbetrieb „Straßen NRW“ hier eine kleine, unspektakuläre Baustelle auf, die jetzt zur denkbar größten führt: zur Sperrung der Autobahn in Fahrtrichtung Bochum/Dortmund.
„Akute Tagesbruchgefahr“, sagt Frank Theißing, der Projektleiter.
Erkundungsschacht stammt aus dem Jahr 1847
Für den Verkehr im Ruhrgebiet ist es die denkbar, denkbar allerschlechteste Stelle, ganz kurz hinter der Einmündung der Autobahn 52 auf die A 40. Die Zahl der Autos, die sich täglich hier durchdrängen: Sie ist sechsstellig. „Ich höre das aber längst nicht mehr“, sagt Marion Kostorz, die in der Huckarder Straße wohnt seit 15 Jahren.
Auch interessant
Mittwoch ist es, später Vormittag, als die Bohrungen in der Huckarder Straße tatsächlich auf den hier vermuteten Schacht aus dem Jahr 1847 treffen: den alten Schürfschacht „Joachim Längenfeld“, der der Erkundung diente von Kohle-Lagerstätten.
Jetzt, 167 Jahre später, findet sich Material vom Schachtausbau, Holzstücke in 13 bis 22 Metern Tiefe; und er scheint am Mittelstreifen der Autobahn zu enden, weshalb die Fahrtrichtung nach Essen hinein zunächst nicht betroffen ist. „Er ist locker gelagert verfüllt“, sagt Diplom-Ingenieur Jörg Mittrach vom Gutachter DMT, selbst ein Bergbau-Nachfolgebetrieb. „Wir haben die Ergebnisse ausgewertet und beratschlagt und kamen wegen des Gefährdungspotenzials zu dem Entschluss, die A 40 zu sperren.“
Dauer der Sperrung ist ungewiss
Gegen 16 Uhr packen Mitarbeiter von „Straßen NRW“ die Warnschilder an den vorgelagerten Autobahnkreuzen aus. In Breitscheid, Kaiserberg und Oberhausen-West ist nun zu lesen, dass die „Durchfahrt durch Essen nicht möglich“ ist.
In der Stadt selbst versuchen viele Auswärtige, noch vor 18 Uhr durch das Loch zu schlüpfen – das ist die Stunde der Sperrung. Die Stadt Essen, die nun mit einem Verkehrs-Chaos rechnet, schiebt eine Baustelle auf, die eigentlich demnächst für eine große innerstädtische Straße vorgesehen war.
Noch am Mittwochabend wird ein Traggerüst auf den gesperrten Fahrbahnen der A 40 errichtet, das die schwere Verfüllmaschine aufnehmen soll. Die Last verteilt sich so auf eine größere Fläche: Nicht auszudenken, wenn erst das tonnenschwere Gerät den Tagesbruch provozierte, den es doch gerade verhindern soll.
Wenig Verkehr über Ostern
Von Donnerstag an soll der Untergrund der Autobahn verfüllt und verpresst werden, mit einer „dickflüssigen Baustoffsuspension, die sich selbst abbindet“. Zugleich gehen die Bohrungen weiter, um Schacht und lockere Verfüllung auszumessen – und um festzustellen, ob der Hohlraum bereits einwirkt auf das Deckgebirge.
Auch interessant
Wie lange es bei der Sperrung bleibt, weiß in diesem Moment niemand zu sagen. Falls nötig, will „Straßen NRW“ auch über die Feiertage im Zweischichtbetrieb arbeiten. Denn mag es auch die schlechteste aller Stellen sein, so ist es wenigstens eine halbwegs günstige Zeit: Über Ostern ist der Verkehr hier dünn.
Der Spuk bald vorbei? Oder ein Loch ohne Ende? In den Krater von Höntrop, einen spektakulären Tagesbruch Anfang des Jahrhunderts in Bochum-Wattenscheid, flossen Baustoffe jahrelang.