Berlin. . Brioni-Anzüge, teure Zigarren und Agenda 2010 – auch am 70. Geburtstag fremdeln noch viele Genossen mit dem Alt-Kanzler. Zuletzt sorgte Gerhard Schröder mit seinen Äußerungen zu Russland für heftigen Widerspruch.

Er hält Vorträge, stellt Bücher vor und ist als Wirtschaftsmanager weltweit gefragt, unter anderem als Aufsichtsratchef von „Nord Stream“. Nicht nur am Flughafen Zürich, wo diese Sitzungen häufig stattfinden, kann man Gerhard Schröder treffen, sondern auch in Berlin beim Italiener, im „Cinque“, wo er neulich mit einem Freund saß, draußen, weil es doch der erste frühlingswarme Tag war.

Daheim in Hannover kann man ihn gelegentlich an der Schlange vor der Supermarktkasse erwischen, häufig auch morgens am Maschsee, wenn der Alt-Kanzler mit Terrier „Holly“ spazieren geht.

Es gibt ein Leben nach der Kanzlerschaft – mit allen Widrigkeiten. „Wenn Sie mal Kanzler waren“, hat Schröder in dem kürzlich erschienen Interview-Buch „Klare Worte“ gesagt, „können Sie keinen anderen Politikerberuf mehr ergreifen.“

„... der kann mich mal“

Dann also: Die Wirtschaft, großes Geld. „Meine Freiheit“, sagte er gleich nach seiner Abwahl 2005. „Und wer da meint, er müsse das kritisieren, der kann mich mal.“ An der Haltung hat sich nichts geändert, aber Kritik wird ihm heute im Rathaus erspart, wenn Hannover seinen Geburtstag feiert.

Schröder an der Uni

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam zu einem Gastvortrag an die TU Dortmund. © Ralf Rottmann
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Zum 70sten werden gewiss alle da sein, Peter Hartz und Walter Riester, Scorpions-Sänger Klaus Meine oder der Multimillionär Carsten Maschmeyer. Am Vorabend hatte die SPD für ihn einen Empfang in Berlin im Restaurant Sarah Wiener im „Hamburger Bahnhof“ gegeben, ein Museum für zeitgenössische Kunst. Das passt zu ihm.

Wenn er Zeit hat, besucht er Ausstellungen. Viele Künstler kennt er persönlich, mit einigen war oder ist er befreundet, zum Beispiel mit dem verstorbenen Maler Jörg Immendorff, von dem Schröders Porträt für die so genannte Kanzlergalerie stammt.

In Armut aufgewachsen

Als Gerhard Fritz Kurt Schröder am 7. April 1944 auf einem Bauernhof in Mossenberg zur Welt kam, suchte die Mutter Schutz vor den Luftangriffen der Alliierten. Sein Vater fiel in Rumänien; die Witwe musste die Kinder allein durchbringen. Über seine Kindheit in Talle, einem Ortsteil der Gemeinde Kalletal im Kreis Lippe, weiß man nur, dass Schröder in Armut aufwuchs und beim Fußball „Acker“ genannt wurde. Er war Mittelstürmer und noch größer als der Zug zum Tor war sein Drang nach oben: Er wurde Jurist und ging in die Politik. Der Rest ist bekannt.

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Er ist der klassische Aufsteiger und hat es gern gezeigt: Anzüge von Brioni, Cohiba-Zigarren, Barolo-Weine. In der SPD haben sie die Nase gerümpft. In Wahrheit lebt er den sozialdemokratischen Traum vom Aufstieg. Schröders Steher-Qualitäten als Wahlkämpfer sind legendär. Nie wird die SPD auch sein Nein zum Irak-Krieg sowie den Atomkonsens vergessen. Auf die „Agenda 2010“ und die SPD trifft dagegen eher der Satz zu, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.

Umstrittene Freundschaft

Umstritten ist auch seine Freundschaft mit Präsident Wladimir Putin. In der Krim-Krise gehört er zu den wenigen Politikern, die nicht mit erhobenem Zeigefinger gegenüber den Russen agieren. Nicht ganz zufällig kommen seine zwei Adoptivkinder aus Russland. Seit seine Ehefrau Doris in der Landespolitik aktiv ist, haben sie die Rollen getauscht. Jetzt wartet schon mal der Altkanzler vor oder nach dem Schülertransport an der Haltestelle auf die Kinder.