Kiew. Vitali Klitschko wirft das Handtuch. Der Ex-Boxchampion zieht zwei Monate vor der Präsidentenwahl in der Ukraine seine Bewerbung zurück. Nun soll es der Oligarch Poroschenko richten. Klitschko will Bürgermeister von Kiew werden.
Der ukrainische Oppositionspolitiker Vitali Klitschko hat überraschend seine Kandidatur für die Präsidentenwahl am 25. Mai zurückgezogen. Er wolle stattdessen Bürgermeister von Kiew werden, sagte der 42 Jahre alte Ex-Boxchampion am Samstag in der ukrainischen Hauptstadt. Bei der Präsidentenwahl in zwei Monaten unterstütze er den proeuropäischen Unternehmer Pjotr Poroschenko.
"Die einzige Chance zu siegen, ist die Nominierung eines Einheitskandidaten der demokratischen Kräfte", betonte Klitschko als Vorsitzender der Partei Udar (Schlag). Die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko forderte er mit Nachdruck auf, ihre Bewerbung ebenfalls zurückzuziehen. Von ihr gab es zunächst keinen Kommentar.
Poroschenko liegt klar vor Timoschenko
Poroschenko unterzeichnete mit Klitschko eine Vereinbarung, die unter anderem eine einheitliche Wahlkampagne vorsieht. Der 48 Jahre alte Unternehmer mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde Euro liegt in Umfragen klar vor Timoschenko. Er gilt als Co-Financier der prowestlichen Orangenen Revolution von 2004 und der jüngsten Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan). Ihm gehören der Fernsehsender 5. Kanal sowie der Süßwarenkonzern Roshen, was ihm den Spitznamen "Schokoladenkönig" eingebracht hat.
Klitschko betonte, er wolle sich am 25. Mai erneut um das Amt des Bürgermeisters der Millionenstadt Kiew bewerben. In der Vergangenheit war er damit zweimal gescheitert. "Ich will Kiew zu einer wirklich europäischen Stadt machen. Alle Reformen beginnen in der Hauptstadt", betonte er nun. "Vor uns liegt viel Arbeit. Wir müssen alles dafür tun, dass die Präsidenten- und die Bürgermeisterwahl ehrlich verlaufen", sagte er. Die Zusammenarbeit mit Poroschenko garantiere, dass Udar weite Teile seines Programms realisieren könne.
Timoschenkos Comeback würde im Westen Sorge bereiten
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Beide waren in den vergangenen Wochen mehrfach zusammen aufgetreten. Dabei hatte Poroschenko vor dem Hintergrund der Krim-Krise mit Russland den Aufbau einer modernen Armee gefordert, "die die Souveränität der Ukraine verteidigt". Früher war er unter anderem Wirtschafts- und Außenminister, auch Chef des Sicherheitsrates und Mitglied des Zentralbankrates. Politisch gilt er eher im proeuropäischen Westteil der Ukraine als verankert.
Aus einer möglichen Stichwahl mit Timoschenko würde Poroschenko Umfragen zufolge zurzeit als klarer Sieger hervorgehen. Die Politikerin hatte zuletzt mit Drohungen gegen Kremlchef Wladimir Putin - in einem offenbar abgehörten Telefonat - Irritationen ausgelöst. Öffentlich bezeichnete sie den russischen Präsidenten als "Feind Nummer eins der Ukraine". Ihr Comeback wird daher im Westen auch mit Sorge gesehen. (dpa)