Peking/Paris/Berlin. . Die Menschen in den Megastädten leiden unter immer schlechterer Luft. Jeder achte Todesfall geht bereits auf Feinstaub & Co. zurück, denn die Schadstoffe belasten Herz, Kreislauf und Lunge. Vor allem China und Indien sind betroffen, aber auch Europa.

Die Skyline ist im Dunst kaum mehr zu erkennen, Passanten versuchen sich mit Atemmasken zu schützen: Peking ist mit seinem immer wiederkehrenden Smog zum Symbol für Luftverschmutzung geworden. Die chinesische Hauptstadt sei „für Menschen nahezu unbewohnbar“, ur­teilten Wissenschaftler des Landes in einer kürzlich veröffentlichten Studie.

Etwa drei Viertel der Smog-Todesfälle weltweit entfallen auf China und Indien, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrer aktuellen Analyse. Demnach sterben jährlich etwa sieben Millionen Menschen infolge der Luftverschmutzung. Sie ist damit das größte auf Umweltfaktoren beruhende Gesundheitsrisiko: Jeder achte Todesfall weltweit gehe auf Smog in der Umwelt und in Innenräumen zurück, so die WHO.

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Fahrverbote in Paris

„In Asien ist es allgemein schlimm mit dem Smog, aber China ist schon Weltmeister in der Hinsicht“, sagt Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Mit dem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung in den 1990er-Jahren habe in China auch die Luftverschmutzung enorm zugenommen. Und auch in den kommenden Jahren seien verheerende Smogphasen zu erwarten – vor allem im Norden Chinas.

„China bekommt das Problem nur schwer in den Griff“, erklärt der Atmosphärenchemiker. Filteranlagen und Einschränkungen des Schadstoffausstoßes auch bei Privathaushalten seien dringend notwendig.

China ist der größte Kohleproduzent und -verbraucher weltweit. Un­ternehmen produzieren auf Hochtouren, zudem hat sich das Verkehrsaufkommen binnen weniger Jahre vervielfacht. Etliche Male wurden in Peking in den vergangenen Wochen von der WHO empfohlene Feinstaubgrenzwerte um das Zehn- bis Zwanzigfache überschritten.

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Indien zog bereits 2003 alte Autos aus dem Verkehr

In Indien wurden schon 2003 viele alte Lastwagen und Krafträder aus dem Verkehr gezogen – zunächst wurde die Luft tatsächlich besser. „Inzwischen ist der Effekt aber verpufft“, sagt Max-Planck-Experte Lelieveld. Denn nicht nur Verkehr verpestet die Luft, sondern auch die üblichen Hausbrennstoffe, Müllverbrennung und die Industrie. Die Folge: „Die Luftverschmutzung ist in Delhi und anderen indischen Metropolen genauso verheerend wie in China.“

Lelieveld rechnet damit, dass die Bewohner der Millionen-Metropolen mit regelmäßigen und heftigen Smog-Episoden rechnen müssen – und zwar nicht nur in Asien, sondern auch in Europa. Einen Vorgeschmack darauf bekamen die Menschen in Paris Mitte des Monats: Die Luft war so schlecht, dass Fahrverbote verhängt wurden. Derartige Aktionen können die Luft nachhaltig verbessern – davon ist WHO-Experte Carlos Dora überzeugt.

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Schlaganfälle, Herzerkrankungen

Die schlechte, von Staub und Gas durchsetzte Luft setzt vor allem Herz und Kreislauf zu. „Die häufigsten durch Luftverschmutzung bedingten Todesursachen sind Schlaganfälle und Erkrankungen der Herzkranzgefäße, gefolgt von Lungenerkrankungen“, so WHO-Direktorin Maria Neira.

Besonders empfindlich reagierten unter anderem Asthmatiker, die bei hohen Smogwerten mehr Anfälle bekämen, sagt Barbara Hoffmann vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf. Auch bei vorbelasteten Kindern mit Asthma sei das so. „Ob Kinder bei hoher Luftverschmutzung auch eher Asthma entwickeln, ist noch umstritten.“ (dpa/afp)