Warschau. . Im Winter wird die Luft in der südpolnischen Touristenmetropole Krakau richtig schlecht. Der Grund: Rund 20.000 Kohleöfen sorgen für Smog in der Stadt. Die Kommune will nun dagegen vorgehen und hat ein Kohleofen-Verbot erlassen. Doch bei der praktischen Umsetzung ist noch vieles ungeklärt.
Kaum wird es in Polen herbstlich nasskalt, wird das Atmen in den Städten zur Qual. Grund sind die zahlreichen Kohleöfen, die immer noch in vielen Altbauwohnungen stehen. Am schlimmsten ist die südpolnische Touristenmetropole Krakau betroffen.
Dort wird die zugelassene Luftverschmutzung an manchen Tagen im Jahr um das 27-Fache überschritten, die Krebsrate steigt seit Jahren, der Smog ist heute der schlimmste seit 1996. Für die Krakauer fühle es sich an, als ob sie 127 Zigarettenpackungen pro Jahr zusätzlich rauchten, hat die Öko-Gruppe „Krakauer Smog-Alarm“ errechnet.
Jeder zehnte Bewohner in Krakau heizt noch mit Kohle
Noch vor Wintereinbruch will nun die Stadtregierung ernst machen im Kampf gegen den Smog. Im Herbst soll das Heizen mit Kohle in der Stadt gesetzlich verboten werden. Wer seine Öfen auf Gas, Öl oder Strom umrüstet, soll großzügig mit öffentlichen Geldern unterstützt werden.
„Es gibt viele Anträge, das Geld wird nicht reichen“, klagte jedoch bereits ein hoher Stadtbeamter in der Lokalzeitung „Gazeta Krakowska“. Laut Schätzungen dürfte jeder zehnte Stadtbewohner immer noch mit den Kohleöfen heizen.
In Krakau hat man auch Angst vor Strafen der Europäischen Union
Dazu kommen viele, die schon moderne Heizsysteme installiert haben, aber aus Kostengründen dennoch Kohle feuern. Kohle sei weniger als halb so teuer wie Gas, rechnet ein Krakauer in der „Gazeta Krakowska“ vor.
Die Stadt Krakau treibt neben ökologischen Bedenken auch die Angst vor Strafen der Europäischen Union. Polen ist im Energiesektor mit der Agenda 2020 weit hinterher, erneuerbare Energien sind noch die Ausnahme, Kohle dagegen auch bei der Stromproduktion weit verbreitet. Die Warschauer Zentralregierung legt die Brüsseler Strafen jedoch gemäß einem eigenen Smog-Schlüssel auf die Städte und Gemeinden um. Krakau steht da besonders schlecht da.
Schlechte Vorbereitung seitens der Stadt Krakau
Doch wie bereits bei der von der EU erzwungenen Mülltrennung im Sommer ist auch das Krakauer Kohleofenverbot schlecht vorbereitet. So gibt es keine ausreichende gesetzliche Grundlage für die Bezuschussungen durch die Stadt, auch sind noch keine Heizkostenzuschüsse für sozial Schwächere beschlossen.
Die gut 20 000 Kohleöfen beheizen bisher vor allem billige Altbauwohnungen im historischen Stadtzentrum. Schon wenige Schritte hinter den historischen Tuchhallen stehen in Krakau triste und verwahrloste, alte Bürgerhäuser. Hier wälzt sich kein Touristenstrom mehr durch die Gassen, dafür müssen manche Krakauer mit rund 200 Euro im Monat über die Runden kommen. Kein Wunder, dass manche von ihnen schwarz gewonnene Kohle aus den nahen schlesischen Armutszechen verfeuern.
„Verbietet besser endlich die tägliche Blechlawine nach Krakau“, fordern deshalb viele im Diskussionsforum der Lokalzeitung. Auch die Stadtväter bereiten sich auf Proteste gegen das neue Gesetz vor. Sie rechnen den Krakauern jedoch vor, dass nur 37 Prozent des Smogs auf Autoabgase zurückzuführen sei.