Düsseldorf. . 350 Schulverwaltungsassistenten kümmern sich um organisatorische Aufgaben in den NRW-Schulen. Einst von der schwarz-gelben Vorgängerregierung eingeführt, werden sie nun zum Auslaufmodell. Die rot-grüne Landesregierung will Stellen abbauen.
Bürokratie hat die Schulen fest im Griff. Seit 20 Jahren unterrichtet Ulla Bergen an einer Realschule mit 750 Jugendlichen, ihr Verwaltungsaufwand neben dem Unterricht ist stetig gewachsen. Statistiken zu führen oder organisatorische Aufgaben als Klassenlehrerin zu bewältigen koste sie immer mehr Zeit. „Das geht zu Lasten der pädagogischen Arbeit“, klagt die 50-jährige Essenerin. Von den 350 Schulverwaltungsassistenten in NRW, die Lehrern ihr Kerngeschäft erleichtern sollen, hat sie noch nie gehört. Obwohl ihr Einsatz gut benotet wird, werden sie zum Auslaufmodell.
Es sind Fachkräfte. Sie erstellen Vertretungspläne, arbeiten im Controlling oder dienen dem Schulträger als Ansprechpartner. Im Landtag ist ihre Zukunft umstritten. Während die CDU fordert, bis 2017 flächendeckend 3000 Assistenten für Verwaltungsarbeit an Schulen einzusetzen, will Rot-Grün die Stellen auslaufen lassen. „Es werden keine neuen Leute eingestellt“, heißt es im Schulministerium, „wir investieren lieber in pädagogisches Personal.“
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Dabei weiß man auch im Hause von Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), dass die Schüler von den Assistenten profitieren. Sie waren eine Erfindung der Regierung Rüttgers. Als CDU und FDP sich den Stellenabbau beim Land vornahmen, ersann der damalige Finanzminister Helmut Linssen (CDU) das „Personaleinsatzmanagement“ (PEM). Über diese Schleuse konnten Verwaltungsfachleute von überflüssigen Stellen in neue Einsatzgebiete wechseln – wie die Schulverwaltungsassistenz. 2007 startete das Pilotprojekt an 27 Schulen. Heute sind es knapp 400.
Spardruck ist der politische Knackpunkt
Bald wurde es von Parteien und Verbänden unterstützt. Eine Prognos-Studie kommt zu dem Schluss, „der Arbeitsplatz, die Arbeitsatmosphäre und die Zusammenarbeit mit den Schulen werden positiv eingeschätzt“. 90 Prozent der Schulleiter und 80 Prozent der Assistenten sind demnach zufrieden mit der fachlichen Bilanz. Überschneidungen mit der Arbeit der Lehrer konnten die Gutachter nicht feststellen. Die „SchulVA“ seien „wichtige Schnittstellen“ mit Kontakt zum Lehrerzimmer, zum Direktor und zur Schülerschaft.
Dabei dürfen sie weder Unterricht erteilen noch Aufgaben von Sekretärinnen übernehmen. Meist arbeiten sie an großen Schulen der Sekundarstufe II. Udo Beckmann sieht aber auch an Grundschulen Bedarf. „Der Rektor, der ohnehin meist auch sein eigener Hausmeister ist, könnte sich viel mehr dem pädagogischen Geschäft widmen“, so der Chef des Lehrerverbands VBE. Er kritisiert allerdings, dass der Einsatz der Assistenten mit Lehrerstellen „verrechnet“ wird.
Der Spardruck ist der politische Knackpunkt. Die Lehrergewerkschaft GEW lehnte es in einer Fachanhörung des Landtags ebenfalls ab, dass jede Schule ihren Bürokratieexperten durch Verzicht auf eine Drittel Lehrerstelle mitbezahlt. Konsequenz: Das erfolgreiche Projekt läuft zwar unbefristet weiter. Wo aber einer der 350 Fachleute in eine andere Behörde wechselt oder in Pension geht, so erklärt das Ministerium klipp und klar, wird sein Platz nicht nachbesetzt.
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Vorbild für den Polizeidienst
Das Ende der Schulverwaltungsassistenz ist also abzusehen, zumal auch die Finanzierungsvorschläge der CDU nebulös bleiben. Zur „Deckung des Bedarfs“ schlägt sie vor, „Effizienzgewinne in der Landesverwaltung und im Schulsystem zu nutzen“. Laut Prognos liegen die Personalausgaben für einen Assistenten bei jährlich 53 000 Euro und entsprechen den durchschnittlichen Kosten eines Lehrers in Nordrhein-Westfalen. Der Effekt für die Personalhaushalt wäre gleich Null.
Die Opposition ist jedoch dabei, ihre Idee auf das Innenressort zu übertragen. Um mehr Polizisten für den operativen Dienst zu gewinnen, sollen – so ihre Forderung – jedes Jahr 200 zusätzliche Stellen für „Polizeiverwaltungsassistenten“ geschaffen werden. Die Argumente klingen vertraut. „Polizei“, so überschreibt die CDU ihren Antrag , „gehört auf die Straße und nicht hinter den Schreibtisch.“