Köln. Um zwölf Uhr war es soweit: Nach 25 Jahren ist der Kölner Erzbischof Joachim Meisner vom Papst in den Ruhestand versetzt worden - auf eigenen Wunsch, aus Alters- und Gesundheitsgründen. Für die katholische Kirche ist dieser zukunftsweisende Schritt ein einschneidendes Ereignis.

Das größte deutsche Bistum steht vor einer Zeitenwende. Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner ist von Papst Franziskus in den Ruhestand versetzt worden. Der Papst habe das Rücktrittsgesuch von Meisner angenommen, teilte das Erzbistum am Freitag mit.

Nach 25 Jahren an der Spitze des größten und reichsten deutschen Bistums ist Meisner damit nun nicht mehr Erzbischof von Köln. Den Kardinalstitel behält er dagegen. Das Erzbistum wird nun zunächst vom dienstältesten Weihbischof Manfred Melzer geleitet. Innerhalb von acht Tagen wählt das Domkapitel einen Diözesanadministrator, der vorübergehend die Verwaltung des Erzbistums übernimmt. Anschließend beginnt das Domkapitel nach einem komplizierten Verfahren mit der Wahl des neuen Erzbischofs.

Der Schritt in den Ruhestand war erwartet

Schon vor Monaten hatte Meisner angekündigt, dass er fest damit rechne, spätestens im Laufe des Februars von Papst Franziskus in den Ruhestand versetzt zu werden.

Viele Katholiken im Erzbistum wünschen sich einen weltoffenen Kirchenmann als Nachfolger Meisners. Erst vor einigen Monaten hatte eine Umfrage des Erzbistums ergeben, dass Meisners konservative Ansichten zu Ehe und Familie unter den Gläubigen überhaupt keinen Widerhall finden. Die Gläubigen sind demnach nahezu geschlossen gegenteiliger Ansicht, wenn es um Themen geht wie Scheidung, vorehelicher Sex, Verhütungsmittel oder homosexuelle Partnerschaften.

Vertreter des konservativen Flügels der katholischen Kirche

Meisner gilt als profiliertester Vertreter des konservativen Flügels der katholischen Kirche in Deutschland. Der gebürtige Schlesier hatte während seiner Amtszeit immer wieder Aufsehen erregt und auch Empörung ausgelöst, wenn er Abtreibungen zum Beispiel mit dem Holocaust verglich und Kunst ohne religiösen Bezug als "entartet" bezeichnete. (dpa)