Düsseldorf/Brüssel. . Das kannte man bisher nur aus dem US-Wahlkampf. „Spende für Sven. Ich brauche Hilfe“, schreibt Sven Giegold, Europa-Spitzenkandidat der Grünen, seinen Anhängern. Er bittet in E-Mails um Geldspenden für seine Kampagne. Und findet das nicht schlimm. Denn die Grünen seien besonders auf Unterstützung angewiesen.

Dass Parteien um Spenden bitten, ist nichts Neues; dass Politiker persönlich Geld für Wahlkampfzwecke einsammeln, hingegen schon. Jedenfalls in Deutschland. Sven Giegold (44), der Europa-Spitzenkandidat der Grünen, traut sich das. Er hat sich, wie er selbst sagt, von US-Präsident Barack Obama inspirieren lassen, und bittet in E-Mails seine „Freunde und Un­terstützer“ um Überweisungen.

Obama und seine Wahlkampfteams gelten als Meister im Einsammeln privater Geldspenden. Obama erhielt während seiner Kampagne im Jahr 2012 über 1,3 Milliarden Dollar von Privatpersonen.

Wahlkampf ist teuer

Was Barack kann, das kann Sven vielleicht auch. Im kleineren Maßstab natürlich. „Spende für Sven. Ich brauche deine Hilfe“, heißt seine deutsche Sammelkampagne. „Bitte unterstützt meinen persönlichen Europawahlkampf mit einer Spende“, heißt es. Schon zehn Euro seien ein wichtiger Beitrag und außerdem steuerlich absetzbar. Giegold nennt Beispiele, wie teuer solch ein Wahlkampf ist. Eine Packung Postkarten: zehn Euro; Plakate: bis zu 120 Euro.

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Im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigt der Europaabgeordnete und Mitbegründer von Attac Deutschland: „Ich bitte um Parteispenden, die zweckgebunden in meinen Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen fließen.“

AfD finanziell im Vorteil?

Er wisse zwar, dass es in Deutschland für Politiker bisher eher unüblich sei, die Menschen persönlich um Geldspenden zu bitten. Aber das müsse ja nicht so bleiben. „Es geht bei dieser Europawahl um wichtige Richtungsentscheidungen. Was spricht dage­gen, wenn sich die Bürger dabei auch persönlich mit Geld beteiligen?“ Er selbst führe diesen Europa-Wahlkampf ja auch mit seiner persönlichen Glaubwürdigkeit.

Die Grünen, sagt Giegold, seien dringend auf finanzielle Unterstützung durch die Bürger angewiesen. Mehr als andere Parteien. „Durch das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl ist das Wahlkampfbudget von uns Grünen erschreckend klein. Während die AfD mit Großspenden gegen Europa mobilisieren wird, steht uns nur wenig Geld zur Verfügung – von SPD und CDU/CSU mit ihren großen Wahlkampfbudgets ganz zu schweigen“, steht in Giegolds Bittschreiben.

Im Gespräch beziffert er das Europa-Wahlkampf-Budget seiner Partei auf rund 1,1 Millionen Euro. Die große SPD könne ungefähr mit der zehnfachen Summe in den Wahlkampf ziehen.