Rom. Italiens neuer Regierungschef Matteo Renzi hat endgültig grünes Licht für seine Regierungsarbeit bekommen. Nach dem Senat sprach ihm auch das Abgeordnetenhaus das Vertrauen aus. Zuvor hatte Renzi noch einmal seinen Reformwillen bekräftigt und für Europa geworben.

Nach dem Senat hat auch die Abgeordnetenkammer in Rom Italiens neuem Regierungschef Matteo Renzi das Vertrauen ausgesprochen. Der 39-jährige Sozialdemokrat erhielt am Dienstagabend im Unterhaus 378 Ja-Stimmen, 220 Abgeordnete stimmten gegen ihn. Vor dem Votum warb Renzi erneut leidenschaftlich für Europa. Die EU-Ratspräsidentschaft, die Rom im Sommer für ein halbes Jahr übernimmt, sei eine "gewaltige Chance".

In der Nacht zum Dienstag hatte Renzi schon die Vertrauensabstimmung im Senat mit 169 zu 139 Stimmen gewonnen. Im Abgeordnetenhaus hat seine Demokratische Partei (PD) eine große Mehrheit. Bei dem Votum waren insgesamt 599 Mandatsträger anwesend, es gab eine Enthaltung. Während Renzi auf die Stimmen seiner PD, der Zentristen und der von Angelino Alfano gegründeten Partei Neue Rechte Mitte zählen konnte, stimmte die Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi gegen ihn. Allerdings hat die Partei angekündigt, in Zukunft fallweise für Gesetze der Regierung zu stimmen.

Die Zustimmung verweigerten Renzi die Protestbewegung Fünf Sterne des Populisten Beppe Grillo und die rechtspopulistische Partei Lega Nord.

Renzi: "Europa ist nicht unser Feind"

Wie schon vor dem Senat warb Renzi auch vor der Abgeordnetenkammer leidenschaftlich für die Europäische Union. "Europa ist nicht unser Feind", rief er. "Wir wollen ein Europa, in das sich Italien fundamental einbringt, denn ohne Italien gibt es kein Europa", fuhr Renzi fort. Allerdings kündigte er an, dass ihn seine erste Auslandsreise "nicht nach Brüssel oder Berlin", sondern nach Tunesien führen werde. "Denn wir hoffen, dass der Mittelmeerraum wieder ins Rampenlicht rückt."

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso begrüßte in Brüssel Renzis "Engagement für die Fortsetzung des Integrationsprozesses" der Europäischen Union in Wirtschaft, Politik und Währungspolitik. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy gab sich zuversichtlich, dass Italien die "notwendigen neuen Reformen" angehen werde, um neue Jobs und ein andauerndes Wachstum zu schaffen.

Renzi und sein 16-köpfiges, zur Hälfte weibliches Kabinett waren am Samstag vereidigt worden. Er ist der bisher jüngste Ministerpräsident Italiens und derzeit auch der jüngste Regierungschef in einem EU-Land. Er hatte zuvor in einem parteiinternen Machtkampf den bisherigen Ministerpräsidenten Enrico Letta zum Rücktritt gezwungen. (dpa/afp)