Düsseldorf. . Erstmals seit fünf Jahren soll gemessen werden, wieviele Schulstunden im Land tatsächlich ausfallen. Schulministerin Löhrmann will dazu notfalls auf eine Stichproben-Erhebung zurückgreifen - die bereits früher falsche Resultate produzierte. Die Opposition krisitiert den “Blindflug“ bei dem Thema.

Der Unterrichtsausfall in NRW wird 2014 erstmals nach fünf Jahren wieder gemessen – aber über die Qualität der Ergebnisse wird schon gestritten, bevor sie vorliegen. Um frische Daten über Fehlstunden an den Schulen zu sammeln, will Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) notfalls auf die vielkritisierte Stichproben-Erhebung zurückgreifen, die mehrfach grob falsche Resultate produziert hat. Das ist der absurde Ausgang einer hitzigen Debatte im Landtag.

Opposition wirft Löhrmann "Blindflug" zu Lasten der Schüler vor

Das Reizthema, wie viele Stunden wo und warum ausfallen, hatte eine Studie der Uni Bochum angefacht. Darin rieten die Bildungsforscherin Gabriele Bellenberg und ihr Schweizer Kollege Christian Reintjes von einer umfassenden Erhebung ab, weil sie „hoch aufwändig und sehr kostenintensiv“ sei. Umgerechnet 700 Lehrerstellen würde es laut Gutachten kosten, um ein „statistisch realistisches Bild“ zu gewinnen. Statt Stundenausfall zu messen, sollte man das Geld besser ausgeben, um ihn zu vermeiden.

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Dem erwarteten Aufschrei einiger Lehrerverbände folgte der Entschluss der Fachpolitiker, die Verfasser der Studie im Landtag detailliert zu befragen. Die Sachdiskussion wurde zunächst vertagt. Gestern aber scherte die CDU aus und setzte Löhrmann unter Druck. „Seit Ihrem Amtsantritt im Jahre 2010 ist Unterrichtsausfall in NRW nicht mehr erfasst worden“, warf ihr CDU-Schulpolitikerin Petra Vogt vor. Die Ministerin befinde sich deshalb auf einem „Blindflug“ zulasten der Schüler. Auch Yvonne Gebauer (FDP) warf der Grünen vor, Stundenausfall sei „keine Verschlusssache“.

Schulen rechnen Zahlen herunter

Löhrmann reagierte sichtlich verärgert auf den Vorwurf der Trickserei. Frühere Statistiken seien vielfach von der Wahrnehmung der Eltern, Lehrer und Schüler abgewichen. Dabei verwies sie auf die zweiwöchige Stichprobe im Schuljahr 2009/10, die einen Stundenausfall von 2,4 Prozent ergab. Prüfer des Landesrechnungshofs erhoben mit 4,8 Prozent eine doppelt so hohe Ausfallquote. Ungeachtet dessen will Löhrmann noch in diesem Jahr die Stichprobe anwenden, wenn sich die Fraktionen nicht „zeitnah“ auf solidere Messmethoden verständigen.

Schon länger wird hinter vorgehaltener Hand vermutet, dass es bei der Erhebung nicht immer mit rechten Dingen zugeht. Einige Schulen, heißt es, würden ihre Fehlzahlen herunterrechnen, um besser auszusehen als ihr Ruf, andere einen höheren Stundenausfall melden, um daraus die Forderung nach zusätzlichen Lehrern abzuleiten. Auch über die Definition von Unterrichtsausfall ist man sich nicht einig, etwa über die Frage, ob auch Wandertage oder Elternsprechtage dazu zählen.