Berlin. . Erneut wurde am Mittwoch ein Büro von Sebastian Edathy durchsucht. Laut Medienberichten soll der SPD-Politiker in Kanada Nacktaufnahmen von Kindern bestellt haben – angeblich sogar von einem Server des Bundestages aus. Der Beschuldigte weist jeden Verdacht zurück.
Ermittler haben am Mittwoch erneut ein Büro SPD-Innenpolitikers Sebastian Edathy in seinem Heimatort Rehburg durchsucht. Die Staatsanwaltschaft Hannover bestätigte: „Es wurden dort Dinge sichergestellt.“ Der Verdacht, Edathy sei im Besitz von Kinderpornografie gewesen, erhärtete sich am Mittwoch.
Edathy soll zwischen 2005 und 2010 Filme und Fotos mit Nacktaufnahmen von Kindern bei einer kanadischen Firma bestellt haben, wie das NDR-Magazin „Panorama 3“ meldet. Es beruft sich auf Unterlagen der Staatsanwaltschaft Hannover. Die Bilder sollen unbekleidete Jungen im Alter von 8 bis 14 Jahren zeigen, aber keine sexuellen Handlungen. Der Besitz solcher Aufnahmen ist nicht strafbar. Er begründe aber den Verdacht, dass ein Beschuldigter auch härtere Kinderpornografie konsumiere.
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Nach Informationen der „Welt“ gehen die Ermittler Hinweisen nach, Edathy habe das Material teilweise über einen Server des Bundestages gekauft und dafür seine Kreditkarte eingesetzt.
Edathy bezeichnet Ermittlungen als überzogen
Der als Bundestagsabgeordneter zurückgetretene SPD-Politiker Sebastian Edathy (44) weist den Verdacht auf Besitz von Kinderpornos weiter zurück. „Nach mir vorliegenden Informationen wirft mir die Staatsanwaltschaft ausdrücklich kein strafbares Verhalten vor“, sagte Edathy „Spiegel Online“. Nach einer Hausdurchsuchung war Edathy bereits am Dienstag dem Verdacht auf Besitz von Kinderpornografie entgegengetreten. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen ihn, nennt jedoch keine Gründe.
Am Mittwoch bezeichnete Edathy die Ermittlungen in seinen Wohnungen und Büros als überzogen: „Die Durchsuchungen waren nicht nur unverhältnismäßig, sondern stehen im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen.“
Formulierung lässt Hintertüren offen
Nach Bekanntwerden der Durchsuchungen hatte Edathy auf seiner Facebook-Seite erklärt: „Die öffentliche Behauptung, ich befände mich im Besitz kinderpornografischer Schriften bzw. hätte mir diese verschafft, ist unwahr.“ Eine auffallend gestelzte Formulierung, wie Experten feststellen. „Der ganze Satz scheint mit äußerster Vorsicht formuliert worden zu sein, mit vielen Hintertüren. Es ist wie ein Eiertanz. Die Vermutung liegt nahe, dass Edathy diese Formulierung nicht spontan, sondern nach Absprache mit einem Juristen geschrieben hat“, sagte der Bochumer Jurist Karlheinz Muscheler. Weitergehende Rückschlüsse lasse ein solcher Satz aber nicht zu.
Laut „Spiegel“ fanden sich Hinweise auf Edathy in umfangreichem Material, das die kanadische Polizei in den vergangenen drei Jahren bei Ermittlungen gegen einen internationalen Kinderporno-Ring sicherstellte. Die Operation „Spaten“ begann 2010. Ermittler entdeckten damals hinter einer Webseite eine kinderpornografischen Sammlung mit Hunderttausenden Fotos und Videos. Mutmaßlicher Hintermann der Webseite ist Brian Way,
Bei einer Razzia in Ways Privat- und Büroräumen in Toronto stellten die Beamten im Mai 2011 Beweise sicher, darunter 500 Filme und 300.000 Fotos. Die Ermittler fanden auch die internationale Kundenliste Ways, die laut „Spiegel“ womöglich Hinweise auf Sebastian Edathy enthalten habe. Die Kunden sollen laut kanadischen Medien aus 50 Ländern gekommen sein. Im Rahmen der Operation „Spaten“ gab es weltweit 384 Festnahmen Bislang 386 Kinder wurden aus den Fängen ihrer Schänder befreit, die meisten von ihnen in den USA und Osteuropa. (mk,dpa,jm)