Essen. Die Zahl der Anfragen von vermutlichen Opfern von Cyber-Kriminalität beim Landeskriminalamt ist stark gestiegen. Im vergangenen Jahr gingen mehr als sechs Mal so viele Anfragen beim LKA ein, als im Jahr zuvor. Behördenchef Uwe Jacob findet die Gefahr aus der virtuellen Welt „sehr real“.

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Immer mehr Firmen suchen bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen Rat und Hilfe, wenn sie den Verdacht haben, dass sie Opfer von Internet-Kriminellen wurden. 305 solcher Anfragen registrierte das Landeskriminalamt (LKA) im vergangenen Jahr bei der Zentralen Ansprechstellen Cybercrime. Das waren mehr als sechs Mal so viele wie im Jahr 2012 (49). Vermutete Hackerangriffe, Datenklau, Industriespionage, betrügerische Online-Bestellungen – die Bandbreite der Anfragen ist groß. Die Ansprechstelle gehört zum Cybercrime-Kompetenzzentrum des LKA, ist rund um die Uhr erreichbar und nimmt auch die Meldungen der Polizeibehörden entgegen. Insgesamt gilt: Die Zahl der Vorgänge, die einer intensiven Bearbeitung bedurften, hat sich gegenüber 2012 fast verdreifacht.

Der neue LKA-Präsident Uwe Jacob sieht den Kampf gegen Internet-Kriminalität als eine der großen Herausforderungen für Polizei und Gesellschaft. „Alle Straftaten, die früher in der realen Welt verübt wurden, werden heute auch im Internet begangen, natürlich mit Auswirkungen auf die reale Welt“, sagte der Behördenchef im Interview. Die Gefahr aus der virtuellen Welt sei „sehr real“.

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In den ersten zehn Monaten des Jahres 2013 hatten die Ermittler in NRW 23 104 Fälle von Computerkriminalität registriert – ein Plus von 22% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor allem Fälle von Computersabotage und Datenveränderung haben stark zugenommen. Zahlen fürs Gesamtjahr wird Innenminister Jäger in Kürze mit der Kriminalstatistik nennen.

Auf dem Prüfstand

LKA-Leiter Jacob will die Polizei im Kampf gegen Cyber-Kriminelle besser aufstellen. Beim vor zwei Jahren eingerichteten Kompetenzzentrum prüfe man derzeit, „ob und wie wir Dinge besser machen“, sagte der Behördenchef. Er deutete an, dass die Mitarbeiterzahl möglicherweise erhöht werden soll. Aktuell arbeiten 100 Fachleute in dem Zentrum. Das Landeskriminalamt hat sie aus den eigenen Reihen sowie in den Polizeibehörden vor Ort rekrutiert, teils auch externe Wissenschaftler angeworben.

Der Kampf gegen Internetkriminalität sei nicht nur ein Fall für die Polizei, betonte Jacob. Privatleute und Unternehmen sollten ihre Computer sichern und Daten so schützen, wie sie es auch mit ihrem Hab und Gut in der realen Welt machen.