Berlin. . Angela Merkel schickt ihre Parteifreundin Annette Schavan als Botschafterin nach Rom. Dem tiefen Sturz der Ex-Ministerin über eine Plagiatsaffäre folgt damit also die Rehabilitierung. Gleichzeitig wehrt sich die CDU-Frau vor Gericht gegen den Entzug ihres Doktortitels.

Gestern Ministerin bei Merkel, morgen Botschafterin beim Papst: Ein Jahr nach ihrem Rücktritt als Bundesbildungsministerin soll Annette Schavan (CDU) als erste Frau die deutsche Vertreterin beim Vatikan werden. Die 58-jährige Theologin, die nach der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit ihren Titel abgeben musste, könnte bereits im Sommer nach Rom wechseln.

Es ist mehr als ein Comeback, es ist eine politische Rehabilitierung: Angela Merkel schickt Annette Schavan auf den Botschafterposten am „Heiligen Stuhl“. Dahinter steckt nicht nur diplomatisches Kalkül, sondern auch eine Geste der Freundschaft zwischen den beiden Frauen: Über ihren Sprecher ließ die Kanzlerin gestern viel Lob für Schavan austeilen: Sie sei „eine engagierte, profilierte Katholikin, die in allen Diskussionen um Kirche und Glauben eine wichtige Stimme hatte“.

Engagierte Katholikin

Bevor Schavan in den Bundestag gewählt wurde und zur Bildungsministerin aufstieg, war die gebürtige Rheinländerin und Baden-Württembergische Kultusministerin lange Zeit Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Kirche und Theologie sind ihr bis heute wichtig: Noch in diesem Wintersemester unterrichtete sie als Honorarprofessorin ohne Doktortitel im Katholischen Institut der Berliner Freien Universität – es ging um christliche Ethik.

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Mit Widerstand aus der SPD muss die Kanzlerin nicht rechnen, die Personalie war schon bei den Koalitionsverhandlungen auf dem Tisch – und stieß auf Wohlwollen. Im SPD-geführten Außenministerium nennen sie Schavans Umschulung zur Botschafterin „eine gute Wahl“. In den 90er-Jahren war schon einmal ein zurückgetretener Spitzenpolitiker zum deutschen Botschafter im Vatikan geworden: der ehemalige Bundestagspräsident Philipp Jenninger.

Das Bundeskabinett muss jetzt noch zustimmen, auch der Bundespräsident und der Vatikan müssen einverstanden sein. Doch das sind in der Regel Formalien. Der jetzige Botschafter Reinhard Schweppe, ein gebürtiger Sauerländer, wird im April 65 Jahre alt und scheidet zum Sommer aus.

Schavan fühlt sich ungerecht behandelt

Spätestens dann dürfte auch Schavans Klage gegen die Universität Düsseldorf entschieden sein: Die CDU-Politikerin wehrt sich vor dem dortigen Verwaltungsgericht gegen den Entzug ihres Doktortitels – am 20. März beginnt die öffentliche Verhandlung. Im Februar 2013 hatte die Heinrich-Heine-Universität der damaligen Bildungsministerin den Titel „wegen vorsätzlicher Täuschung“ in ihrer Dissertation entzogen. Schavan habe fremde Texte benutzt, ohne sie zu kennzeichnen.

Die ehemalige CDU-Vize fühlt sich nach wie vor ungerecht behandelt: Ihre Arbeit sei 30 Jahre lang als gutes Buch angesehen worden, sagte sie vor wenigen Wochen in einem Interview. Es gebe „schwache Stellen“, aber angesichts von 880 Fußnoten keinen Zweifel bei den Textquellen.

Sie habe im letzten Jahr enorm viel Zuspruch besonders aus der Wissenschaft erfahren; bei der Bundestagswahl im Herbst holte sie ein Direktmandat. Mit Spitzenämtern in der Bundes- oder Landespolitik habe sie jedoch abgeschlossen: „Ich öffne mich für eine neue Lebensphase.“ Sie lautet: Chefdiplomatin im Vatikan.