Genf. Die Fronten im syrischen Bürgerkrieg sind nach der ersten Runde der Genfer Verhandlungen so verhärtet wie vorher. Bislang gibt es “keine substanziellen Ergebnisse“, so ein Vermittler der Vereinten Nationen. Ob es tatsächlich eine zweite und dann reale Chance auf Frieden gibt, ist ungewiss.
Kein Krieg währt ewig. Doch manche enden erst, wenn wirklich alles in Schutt und Asche liegt. Syrien scheint dieses Schicksal beschieden zu sein. In sieben langen Verhandlungstagen haben die syrischen Bürgerkriegsgegner "keine substanziellen Ergebnisse" erreicht, wie UN-Vermittler Lakhdar Brahimi bilanzierte.
Vor Reportern am Genfer Sitz der Vereinten Nationen machte Brahimi kein Hehl aus seiner Enttäuschung über die äußerst mageren Ergebnisse der internationalen Syrien-Konferenz und der nachfolgenden ersten direkten Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien. "Dass es überhaupt dazu kam, muss man angesichts der extrem komplizierten Lage allein schon als Erfolg werten."
Gift und Galle bei Friedens-Gesprächen
"Hier im alten Völkerbundpalast hat es viele Auseinandersetzungen gegeben", sagt ein mit den Syrien-Gesprächen vertrauter UN-Diplomat. "Aber nie wurde bei Gesprächen hinter verschlossenen Türen derart viel Gift und Galle versprüht." Nur langsam - und erst nachdem der welterfahrene 80-jährige Brahimi ihnen wiederholt ins Gewissen geredet hatte - gingen die Abordnungen der Regierung und der Rebellen von Hasstiraden zu einem halbwegs sachlichen Ton über.
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Allerdings gab es am Ende eine emotionale Geste, die Spur einer Ahnung, dass im blutigen Bürgerkrieg irgendwann doch eine Art Versöhnung möglich sein könnte: Nach etlichen gegenseitigen Anschuldigen stand der Leiter der Oppositionsdelegation, Hadi al-Bahri, auf. Alle Anwesenden, sagte der in Saudi-Arabien lebende Ingenieur, sollten den Toten des Syrienkonflikts, egal auf welcher Seite sie gestanden hatten, mit einer Schweigeminute ehren. Von der Regierungsseite gab es keinen Widerspruch. Und zum ersten Mal schwiegen die Streitenden gemeinsam.
Brahimi wertete das vor der Presse als einen "hoffnungsvollen Moment". Doch wann im Syrienkonflikt auch die Waffen schweigen, ist weiterhin völlig unklar. Zwar bekannten sich die Abordnungen dazu, ihre Beratungen nach einer Pause von möglichst nicht mehr als einer Woche in der Schweiz fortzusetzen.
Steinmeier mit Ergebnissen der Konferenz unzufrieden
Nicht wenige Beobachter haben jedoch Zweifel, dass es dazu kommen wird. Man könne nur hoffen, dass die Gespräche tatsächlich wieder aufgenommen werden, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin. "Wir sind weit davon entfernt, zufrieden mit dem Verlauf der Syrien-Konferenz zu sein."
Enttäuscht zeigte sich auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Bedauerlicherweise sei es in Genf nicht einmal gelungen, als Teil vertrauensbildender Maßnahmen konkrete Erleichterung der katastrophalen humanitären Lage in weiten Teilen Syriens zu erreichen, sagte er auf dem Weg zur Münchner Sicherheitskonferenz.
Dabei steht das Thema "Die Syrische Katastrophe" weit oben auf der Tagesordnung. Die Außenminister der USA und Russlands, John Kerry und Sergej Lawrow, bekommen erneut Gelegenheit, Möglichkeiten für die Suche nach Frieden in Syrien auszuloten.
Assads Zukunft ist ungewiss
Das Haupthindernis hat einen Namen: Baschar al-Assad. Ob Syriens Präsident an einer Übergangsregierung beteiligt wird oder in der Versenkung zu verschwinden hat, bleibt die zentrale Machtfrage des Konflikts. Trotz leichter Fortschritte im Atmosphärischen haben die Verhandlungen in dieser entscheidenden Frage keinerlei Fortschritte gebracht.
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Noch wird sie auch von den einflussreichsten Mächten hinter den jeweiligen Konfliktparteien diametral entgegengesetzt beantwortet. Russland - ebenso wie der Iran - hält an Assad fest. Die USA nennen ihn einen Massenmörder. "Wenn man Frieden will, muss dieser Mann abtreten", forderte US-Außenminister John Kerry während der Syrien-Gespräche beim parallel tagenden Weltwirtschaftsforum in Davos.
Anwesend war dort auch Mohammed Dschawad Sarif, der Außenminister des eng mit Assad verbündeten Irans. Seine Analyse: Die Opposition sei einfach nicht in der Lage, Assad zu besiegen. Und ihre Hoffnung auf eine militärische Intervention der USA habe sich bekanntlich nicht erfüllt.