Jerusalem. Geht es nach dem Verteidigungsministerium Israels werden bald auch einige der letzten Lücken in der Sperranlage zwischen dem israelischen Kernland und dem Westjordanland geschlossen. Vor dem obersten Gerichtshof in Jerusalem wird derzeit der Ausbau der Mauern und Zäune verhandelt.
Der Oberste Gerichtshof in Jerusalem hat am Mittwoch in letzter Instanz Verhandlungen über den umstrittenen Ausbau der israelischen Sperranlagen auf dem Boden von zwei historischen Kulturstätten aufgenommen. Nach dem Willen des Verteidigungsministeriums sollen je rund 500 Meter lange Teilstücke zwei der letzten Lücken der Anlage in den Terrassengärten des palästinensischen Dorfes Battir und auf dem Gelände der katholischen Klosteranlage Cremisan bei Bethlehem schließen. Die kulturell wertvollen Anlagen sind dadurch bedroht.
In Battir, südwestlich von Jerusalem, geht es um eine 4000 Jahre alte Kulturlandschaft aus Obst- und Gemüsegärten. Unter römischer Herrschaft entstanden dort Zisternen und Rinnen, die das Wasser von sieben ganzjährig fließenden Quellen nach ausgeklügelten Regeln auf die Felder leiten.
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Nach den Plänen des Militärs soll ein 3,50 Meter hoher Stahlzaun das Gelände entlang einer Bahnlinie durchschneiden. Zwischen die Dorfschule und die Gleise soll sogar eine acht Meter hohe Betonmauer gesetzt werden.
Überwachung mit Technik und Patrouillen
Der Bau der insgesamt 712 Kilometer langen und weitgehend fertiggestellten Sperranlagen war 2003 auf dem Höhepunkt des zweiten Palästinenseraufstands mit zahlreichen Selbstmordanschlägen begonnen worden.
Die Zäune und Mauern verlaufen allerdings zu 85 Prozent nicht auf der international anerkannten Grenze Israels von 1949 sondern auf dem Gebiet des 1967 besetzten palästinensischen Westjordanlands.
Im Mai 2012 hatte das höchste israelische Gericht das Verteidigungsministerium aufgefordert zu begründen, warum die Lücke bei Battir nicht mit Patrouillen und Elektronik überwacht werden könne. Nach der am Mittwoch angesetzten letzten Anhörung wird hier kurzfristig mit einem Urteil gerechnet.
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Anwohner kämpfen gegen Ausbau
Der Fall Cremisan sollte von der gleichen Kammer im Anschluss an Battir verhandelt werden. Da sich das Oberste Gericht erstmals mit diesem Mauerstück befasste, blieb unklar, wann hier ein Urteil zu erwarten ist. Es geht um die Einrichtungen eines katholischen Männerklosters und eines Frauenkonvents am Rand von Beit Dschala, einem mehrheitlich von palästinensischen Christen bewohnten Vorort Bethlehems.
Die Sperranlage soll hier wegen der israelischen Neubausiedlung Gilo quer durch das Gelände der Salesianer verlaufen. Der Nonnen-Konvent und zwei christliche Schulen würden dann weiter auf palästinensischem Gebiet liegen, das Kloster und die Weinberge Israel zugeschlagen. Seit acht Jahren wehren sich 58 Familien, die dort Agrarland besitzen, und die katholische Kirche gegen den Teilungsplan des Militärs. (afp)