Hannover. Am Mittwoch sagte Christian Wulffs ehemaliger Sprecher Olaf Glaeseker im Korruptionsprozess aus. Eine Abrechnung mit dem Ex-Bundespräsidenten blieb allerdings aus. Glaeseker hatte große Erinnerungslücken. Dafür erinnerte sich eine andere Zeugin an heikle Details.

Es hätte schlimmer kommen können. „Christian Wulff ist so ein Tankstellentyp“, verriet sein langjähriger Vertrauter Olaf Glaeseker im Landgericht von Hannover Insider-Wissen. An Tankstellen müsse Wulff immer was kaufen, „einen Saft oder was Süßes“, sagte Glaeseker. Und Wulff habe immer gefragt, ob er was mitbringen solle. Wenn man der Vorteilsannahme angeklagt ist wie Wulff, dann sind solche Details willkommen.

Als seinen „siamesischen Zwilling“ hat Wulff Glaeseker einmal bezeichnet. 1999 war er in die Dienste Wulffs und der Niedersachsen-CDU getreten. 2003 schaffte Wulff unter Regie Glaesekers den Sprung als Ministerpräsident in die Staatskanzlei. Auch ins Schloß Bellevue folgte Glaeseker dem Präsidenten Wulff. Ende 2011 kam der Rauswurf: Glaeseker soll sich in seiner Zeit als Regierungssprecher unter Wulff mit Freiflügen und Gratisferien bestechen haben lassen. Glaeseker weist das zurück.

Glaeseker fühlte sich Wulff „freundschaftlich verbunden“

Wie Ex-Chef Wulff steht er auch als Angeklagter vor Gericht. Würde sich Glaeseker nun als Zeuge revanchieren für den Rauswurf? Für Wulffs Behauptung, er habe von Glaesekers Gratis-Urlauben nichts mitbekommen? Der Filmunternehmer Groenewold soll Wulff 2008 zum Oktoberfest eingeladen haben, einen Teil der Hotelkosten und Essenseinladungen inklusive. Wulff soll sich im Gegenzug für das Filmprojekt „John Rabe“ eingesetzt haben. Was wusste Glaeseker davon?

„Ich fühlte mich ihm immer freundschaftlich verbunden“, beschrieb Glaeseker das Verhältnis zu Wulff. Zwar seien auch er und seine Frau zu dem Besuch in München eingeladen gewesen, bestätigte Glaeseker. Die für Groenewolds Gäste reservierten Zimmer im Luxushotel „Bayerischer Hof“ hätten sie – anders als Wulff – aber abgelehnt und nach einem günstigeren Quartier gesucht. Nach München sei er wegen Krankheit dann aber nicht gefahren.

Keine Detailkenntnisse über Groenewold-Film

Und was war mit Wulffs Einsatz für den Film John Rabe? Wulff hatte nach dem Oktoberfestbesuch an Siemens-Chef Löscher geschrieben. Rabe hatte als Siemens-Mitarbeiter in China 1937 viele Chinesen vor den anrückenden Japanern gerettet. Aktuell ging es 2008 um Hilfe bei der Vermarktung des Films. Die Staatsanwaltschaft sieht Wulffs Einsatz als Gegenleistung für die München-Einladung des spendablen Groenewold.

„Ich weiß darüber nichts, nur von Hörensagen“, so Glaeseker. Eine Sekretärin Groenewolds hatte dagegen als erste Zeugin berichtet, der Film sei für Groenewold wirtschaftlich sehr wichtig gewesen, Groenewold habe auf Wulffs Hilfe gezählt.