Berlin. Erstmals seit seinem Abschied aus dem Auswärtigen Amt meldet sich Westerwelle in einem längeren Interview zu Wort. Thema: Das Coming-Out von Thomas Hitzlsperger und der Umgang mit Homosexualität. Der FDP-Politiker spart auch nicht mit Kritik an der Kanzlerin.
Der ehemalige Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat Angela Merkel (CDU) persönlich dafür verantwortlich gemacht, dass Homo-Lebenspartner nicht die gleichen Rechte wie Eheleute haben. Die vollständige Gleichstellung sei bislang am Unwillen der Kanzlerin gescheitert, sagte Westerwelle dem Magazin "Stern". Nach der positiven Reaktion der Bundesregierung auf das Coming-Out des Fußballers Thomas Hitzlsperger habe Merkel es nun aber in der Hand, den Ankündigungen "auch Taten folgen zu lassen".
Westerwelle lebt seit 2010 mit dem Veranstaltungsmanager Michael Mronz in einer eingetragenen Partnerschaft. Sein eigenes Coming-Out liegt bereits zehn Jahre zurück. Im ersten längeren Interview seit seinem Abschied aus dem Auswärtigen Amt äußerte er sich aber so ausführlich wie selten über seine Homosexualität.
"Bevor ich den Löffel abgebe, ist Schwulsein eine Selbstverständlichkeit."
Der ehemalige FDP-Chef sagte, bereits seit 1983 habe "jeder, der es wissen wollte", darüber Bescheid gewusst. Bis das Thema Homosexualität zu einer "allgemein akzeptierten Tatsache" werde, werde es jedoch noch dauern. "Aber ich sage Ihnen: Bevor ich den Löffel abgebe, ist Schwulsein eine Selbstverständlichkeit."
Westerwelle sprach sich zudem dafür aus, trotz der umstrittenen Gesetzgebung gegen Homosexuelle in Russland zur Winter-Olympiade nach Sotschi zu fahren. Auf die Frage, ob er selbst die Spiele besuchen würde, wenn er noch Minister wäre, antwortete er: "Ich würde hinfahren, und zwar nicht allein. Man kann Zeichen setzen durch Wegbleiben, und man kann Zeichen setzen durch Hingehen." (dpa)